Gelsenkirchen. . An der Autobahn 42 zwischen Gelsenkirchen-Zentrum und -Heßler wurde eine neue Schallschutzwand errichtet. Die WAZ hat nachgefragt, ob die Lärmbelästigung deutlich zurückgegangen ist.

Vielleicht fünf Meter Luftlinie trennen Kornelia und Thomas Janik in ihrem Schlafzimmer von Autos und Lkw, die an ihrem Haus und Garten in der Höchste Straße im Stadtteil Heßler vorbeibrausen. Mehr akustische Tuchfühlung mit scheppernden Achsen und polternden Rädern geht kaum. Am Ende ihres Grundstücks verläuft die neue, gut sechs Meter hohe Lärmschutzwand – hier sogar mit Sichtfenstern. Die alte Wand, 30 Jahre alt, brachte es gerade einmal auf 2,5 Meter. Aber: Spüren die Janiks etwas von der Wirkung des neuen Lärmschutzes?

So recht nicht, wenn man Thomas und Kornelia Janik zuhört: „Zwischen messbarem und spürbarem Lärmschutz besteht noch ein großer Unterschied“, sagt das Paar. Sie können es wohl beurteilen, schließlich sind sie schon seit mehr als 40 Jahren Anwohner. Dumpfer sei die Geräuschkulisse geworden, etwas in den Hintergrund getreten. „Wir freuen uns, durch die Lichteinlässe am Nachmittag wieder Sonne zu haben“, sagen sie. Aber was den Lärm angehe, der ist in den Stoßzeiten nach wie vor da. „Ab drei Uhr nachts kann man kein Fenster aufmachen, und in der ersten Etage ist alles beim Alten geblieben“, sagen die Janiks. Für spürbareren Lärmschutz fordern sie daher ein Tempolimit von 100 km/h sowie Flüsterasphalt. Und: eine durchgängige Umweltzone, denn die Autobahn durch das Wohngebiet gehöre nicht dazu.

Geräuschpegel sei stärker angewachsen

Janiks Nachbarn, die Familie Reez, hat die gleichen Erfahrungen gemacht. „Für die Millionen Euro, die hier investiert worden sind“, sagt Rosemarie Reez im Garten ein paar Meter weiter, „fällt die Lärmreduktion eher gering aus.“ Reez gehörte zu den Köpfen einer Bürgerinitiative, die sich schon vor Jahren für Abhilfemaßnahmen in Sachen A42 eingesetzt hatte. Ein Grund für das Urteil der 72-Jährigen: Von der Planung bis zur Umsetzung sind Jahre vergangenen, „Jahre, in denen der Verkehr doch sehr zugenommen hat“. Sprich: Der Geräuschpegel sei stärker angewachsen, als dass die neue Wand Krach absorbierte. Ein Meter mehr Mauerhöhe, so ihre Folgerung, wäre besser gewesen. „Von der versprochenen Lärmreduktion um 25 Prozent von 70 Dezibel spüre ich jedenfalls nicht viel.“

Dass „am falschen Ende gespart wurde“, diesen Eindruck hat Ulrich Rogalla vom nahen Roggenkampsweg. Vielleicht 200 Meter trennen sein Haus in Heßler von der Lärmschutzwand. „Ein bisschen leiser sei es geworden, deutlich mehr könnte es seiner Ansicht nach sein, wenn der Schallschlucker höher geworden wäre und vor allem: durchgehend gleich hoch. „Am Friedhof ist die Mauer tiefer“, sagt Rogalla, „der Lärm bricht sich da seine Bahn.“ Was auch ihn zum Schluss kommen lässt, dass Tempo 100 und Flüsterashalt als weitere Maßnahmen erforderlich wären: Nur, sagt er, „die Geschwindigkeitsregelung ist Sache der Bezirksregierung“.

Rechnerische Verkehrsprognosen helfen bei der Auslegung

Im Februar 2002 begann an der A 42 in Gelsenkirchen nach Auskunft von Markus Feller, Bauleiter von Straßen.NRW, „der erste Holzeinschlag“, das Ende der Bauarbeiten für die neuen Lärmschutzwände terminierte er mit Ende August, ursprünglich war März 2014 eingeplant. Im September soll die Autobahnbaustelle dann komplett abgeschlossen sein.

Die Arbeiten auf den 2,5 Kilometern zwischen den Anschlussstellen GE-Heßler und -Zentrum kosten 6,5 Millionen Euro. Die maximale Höhe der Wände beträgt 6,5 Meter.

Ob noch der Auftrag von Flüsterasphalt in Planung ist, war Markus Feller nicht bekannt. „Überhaupt“, erklärt der Ingenieur“, „gibt es noch keine standardisierten Schallmessungen.“ Wind, Wärme, Kälte, Nässe oder auch Entfernung und Höhe, um nur einige Faktoren zu nennen, beeinflussten maßgeblich die Messungen.

Auf Verkehrszählungen und Verkehrsmenge gestützt

„Bei der Planungen für neue Schallschutzwände stützen wir uns unter anderem auf Verkehrszählungen und prognostizierte Verkehrsmengen. Diese Daten fließen dann in ein PC-gestütztes Berechnungsprogramm ein, mit dessen Hilfe der Schallschutz ausgelegt wird“, sagte Feller. In dem Zusammenhang stellte Feller klar, dass es keine Vorher-/Nachhermessungen vor Ort gebe.

Im Allgemeinen gilt: Das Luftschalldämmmaß sollte durch eine Lärmschutzwand um mindestens 24 Dezibel geschwächt werden, damit der Straßenverkehrslärm wirkungsvoll reduziert wird. Schon eine Lärmreduzierung um 10 dB wird vom menschlichen Ohr als halbierte Lautstärke wahrgenommen.

Ein vorbei fahrender Lastwagen in 7,5 m oder eine stark befahrene Autobahn in 25 m Entfernung bringen es auf Pegel von 80 dB.