Gelsenkirchen . . Es passte gut und doch war es ein Kontrastprogramm, was die Singer-Songwriter Leonara mit Neil Grant und die fünfköpfige Punk-Spaß-Tango-Twist-Formation Hiss auf dem Consolgelände beim Sommersound bot. Eine tolle Mischung mit sehr interessanten Akzenten.
„Hallo Gelsenkirchen! Alles klar bei euch?“, begrüßt die zierliche Sängerin ihr Publikum. „Sie hat extra geübt“, grinst Gitarrist Neil Grant neben ihr – denn Leonora ist in Israel geboren, in den USA aufgewachsen und als Teenager zurück nach Tel Aviv gegangen. Bis sie sich in einen Deutschen verliebte und seit September in Düsseldorf lebt. Zusammen mit Hiss aus Stuttgart bestritt sie am Sonntagabend das vierte Konzert der Reihe SommerSound 2014 auf dem „Roten Platz“ im „kultur.gebietConsol“ vor gut 300 Zuschauern.
Die ließen es sich gut gehen: Wäh-rend das Konzert um 19.30 Uhr los-ging, war der Biergarten schon ab 18 Uhr geöffnet. Bier und Bratwurst, Wein und Backkartoffeln mit Rosmarin und Olivenöl, auch das Wetter spielte mit, Kinder tollten zwischen den Stuhlreihen umher während ihre Eltern die Stühle verrückten, um mit Bekannten zu plaudern.
Leonora startete in den Konzertabend, rote, ärmellose Bluse, blaue Hose, gelbe Birkenstock-Schlappen – „die sind super gemütlich“, schwärmte sie auf Englisch. Zusammen mit Gitarrist Neil Grant, der gebürtiger Engländer ist, spielte sie sowohl ältere Songs als auch Tracks der aktuellen EP, die in Polen aufgenommen wurde und Kostproben des Albums, das in zwei Monaten erscheinen soll.
Mit viel schwarzem Humor
Zwischendrin blieb auch noch genug Platz für Scherze: „Der nächste Song heißt ‚Lonely’, für alle die, die sich einsam fühlen. Für die, die sich nicht einsam fühlen: Da drüben gibt es Bier“, grinste Neil Grant. Sehr melodisch ist die Musik der Singer-Songwriterin. Neben ihrer Solokarriere ist sie außerdem Mitglied der Band „Pacific Sky“.
Volksmusik wie sie wirklich mal war
Nach zwölf Songs und einer Zugabe machten Leonora und Neil Platz für Hiss: „Taiga-Twist und Texas-Tango“ bot die fünfköpfige Formation um Frontmann Stefan Hiss. Eine Band, die charismatischer kaum sein könnte, Volksmusik „wie sie war“ spielte und dabei mit Texten gleichzeitig zum Lachen brachte und wehmütig stimmte.
Während die Zuschauer auf den Stühlen sichtlich ins Klatschen, Schunkeln und Füßewippen kamen, wurde rundherum ausdauernd getanzt, während Hiss von fernen Ländern, Liebe und der „Versuchung in Flaschen“ erzählte, mal lateinamerikanische, mal orientalische Nuancen mit Polka vermischte, unterstützt von Akkordeon und Mundharmonika, Schlagzeug, Gitarre und Bass.
Bejubelte Auftritte
Besonders bejubelt: die Soloparts von Michael Roth an der Mundharmonika, bei denen sich beim Zuschauer schnell die Frage aufdrängte, ob dieser denn nicht auch mal Luft holen müsse. Auch der Blick in die Zukunft findet bei den fünf Stuttgartern mit einer Portion schwarzem Humor statt: „Verscharrt mich in der Wüste, verstreut mich übers Meer– begrabt mich bitte nicht Zuhaus.“
Übrigens: Seinen Abschluss findet „SommerSound 2014“ am kommenden Sonntag. Dann mit „Kapelsky& Marina“ und „The Royal Squeeze Box“ auf dem Platz vor der Vorburg des Schloss Horst.