Gelsenkirchen. . Die Bogestra hat die Gleise zwischen der Veltins-Arena und der Haltestelle Emscherstraße in Gelsenkirchen erneuert. Insgesamt wurden 2400 Gleise ausgetauscht und 3000 Tonnen Schotter eingebracht.

30 Grad Celsius im Schatten, in der gleißenden Sonne 50°C, mitunter auch locker mehr. Arbeitsbedingungen, um die der 25-köpfige Bautrupp nicht zu beneiden ist. Gleis- und Straßenbauer, Schweißer, Maschinisten und Elektroniker an der Kurt-Schumacher-Straße läuft in diesen Tagen der Schweiß in Strömen herunter – zwischen der Veltins-Arena und an der Haltestelle Emscherstraße erneuern sie die Gleise der Straßenbahn.

Das Bauvolumen

„An der Arena haben wir 1600 Meter und an der Emscherstraße noch einmal 800 Meter abgefahrene Gleise getauscht“, erklärt Taufeck Essakali. Er ist Gleiswart, gelernter Maschinenbau-Techniker und hat ein wachsames Auge auf alle Arbeiten. Die Kosten für die Arbeiten beziffert er auf rund 500.000 Euro. Gesichert ist auch: Pro Jahr nimmt die Bogestra sieben Millionen Euro in die Hand, um ihre Strecken in Schuss zu halten – von den Oberleitungen bis hin zum Unterstand an der Haltestelle.

Die Arbeitsschritte

Die Arbeiten haben Anfang Juni angefangen, „planmäßig wird die Baustelle am Freitag, 25. Juli, wieder freigegeben“, gibt Daniela Stürmann bekannt. Dann laufe der Straßenbahnbetrieb wieder normal. Die Sprecherin der Bogestra begleitet uns auf der Baustelle.

In drei Schritte unterteilen sich prinzipiell die Arbeiten. Zusätzliches, wie das Asphaltieren an Übergängen oder das Verlegen von Koppelschleifen für die Ampelsteuerung, inbegriffen: „Die 30 Jahre alten Schienenstränge werden per Brennschnitt getrennt und von den Holzschwellen gelöst“, erklärt Essakali. Sie werden extra entsorgt, weil sie durch die Imprägnierung mit Teer hoch belastet sind. Ihr Ersatz besteht heutzutage aus Beton.

Der Schotter als tragender Untergrund wird danach ausgehoben, etwa 35 Zentimeter tief und 2,7 Meter in der Breite. Eine tonnenschwere Stopfmaschine bringt dann neues Gestein aufs Gleisbett und verdichtet es durch Druck und Vibrieren. Die Eisen-Stränge werden mit einem Pflug auf den Schwellen verschraubt, ihre Enden von Hand verschweißt und die Übergänge von Hand „gestopft“ (siehe unten).

„Der Schotter an der Arena wurde gereinigt und wieder eingebaut“, macht Taufeck Essakali auf einen weiteren wichtigen Aspekt aufmerksam. Das Zeitfenster sei dafür groß genug gewesen. Das hat den Kostenrahmen etwas kleiner gehalten, weil man einen Teil der Gleisbettunterlage– zu feines Korn wurde herausgesiebt – wieder verwenden konnte. Stichwort: Ressourcen schonen. Nichtsdestotrotz, die Mengen an Schotter für die insgesamt 2400 Meter Gleisstrecke sind beachtlich: 1300 Tonnen an der Innenanlage an der Arena, an den Fahrgleisen dort 600t und am Stopp Emscherstraße noch einmal 1100 t.

Die Haltbarkeit

Je nach Abnutzung (in Kurven herrschen hohe Beschleunigungskräfte, dazu gibt es Riffeln, Löcher etc.) und Verkehrsaufkommen überdauern die Schienen 25 bis 30 Jahre. „Wir fahren bis zu einem Abrieb von 20 Millimetern“, sagt der Techniker. Das wird per Messwagen geprüft.

Auf den Alt-Gleisen ist ein Stempel des Herstelllers Krupp: 1974. Da wurde Deutschland zum zweiten Mal Weltmeister. 2014 wurden sie erneuert, Deutschland bekanntlich zum vierten Mal Titelträger.

Vielleicht ein gutes Omen, nur über die lange Wartezeit müsste man mal mit der Bogestra reden . . .

Gleisbauer Tino Nachtwey verdichtet mit Stopfhammer die Nahtstellen

Früher gab es einen Orden – „Held der Arbeit“ stand da drauf. Nicht, dass man sich die DDR zurückwünschen würde, nein, aber eine Auszeichnung hätte Tino Nachtwey sicher verdient. Er steht von früh bis spät an der Kurt-Schumacher-Straße in der prallen Sonne, einen 15 Kilogramm schweren benzinbetriebenen Stopfhammer in den Händen.

„Ich verdichte manuell den Schotter im Gleisbett an den Nahtstellen“, erklärt der 44-Jährige und wischt sich die tropfnasse Stirn ab, „an denen die neuen Schienen zusammengeschweißt wurden.“ Seit 15 Jahren macht er das nun schon als Gleisbauer, wird Stunde um Stunde durchgeschüttelt – die Maschine ist einem Presslufthammer ähnlich. Wie er das aushält, etwa durch Ausgleichssport? „Nee“, sagt er und schüttelt den Kopf, „abends falle ich todmüde ins Bett.“ An Sport, etwa Rückentraining, sei da nicht mehr zu denken. Die Hitze beim Schweißen dehnt die Gleise, ihr Bett lockert auf – also verdichtet er die Stellen: 180 im Bereich der Arena, 90 an der Emscherstraße. Eine Mordsarbeit.