Gelsenkirchen. . Das Wohnquartier Graf Bismarck wächst und gedeiht. Viele schmucke Häuser sind in der neuen Siedlung bereits zu sehen, nun wird der frühere Kohlehafen saniert und in eine schmucke Anlage umgebaut. Der erste Bauabschnitt kostet rund zwei Millionen Euro und wird aus EU- und Landes-Mitteln finanziert.
Die Natur ist einfach nicht aufzuhalten. Auch hier an der Johannes-Rau-Allee, an diesem Stück der noch immer jungen Straße, das parallel zum ehemaligen Kohlehafen verläuft, bricht sich das Grün Bahn. Die Rückeroberung der Parkbuchten, während ein paar Steinwürfe weiter im Hinterland, etwa an Bremer Straße oder Stader Weg, helle Häuser wuchtig aus dem Boden sprießen, optisch nur gelegentlich unterbrochen von erdfarbenen Rohbauten. Das Gesamtbild steht für einen Gelsenkirchener Siedlungs-Vierklang: Wohnen im Waldviertel, Wohnen im Kanalviertel, Wohnen im Gartenviertel und Wohnen im Hafenviertel. Willkommen in Graf Bismarck!
Feine Häuser stehen in dieser Neubau-Siedlung. 82 von möglichen 96 sind realisiert. „Drei bis vier befinden sich derzeit im Baugenehmigungsverfahren“, weiß Gelsenkirchens Wirtschaftsförderer Dr. Christopher Schmitt. „Der Rest ist reserviert. Es gibt sogar Wartelisten.“ Selbstverwirklichungen in Stein sind hier zu sehen – und das Quartier ist einen Sonntagsspaziergang wert, um sich den nötigen Appetit für ein Stück Kuchen zu holen.
NRW.Urban gehört die Fläche
Eigentümerin der Fläche ist NRW.Urban, im Jahr 2009 als Nachfolgerin der LEG Stadtentwicklung als 100-prozentige Beteiligungsgesellschaft des Landes NRW ins Leben gerufen. Dieses NRW.URBAN steht nach eigenem Bekunden „dem Land, Kreisen sowie Städten und Gemeinden als starker Partner bei der Umsetzung des Stadtumbaus, bei der ökologischen Stadterneuerung oder bei der Revitalisierung von Gewerbe- und Industriebrachen zur Seite“.
Willkommen, also, in Graf Bismarck, denn darum geht es auf dieser ehemaligen Brache, die, obwohl schon Realität geworden an einigen Stellen, noch immer auch von ihren Visionen lebt.
Der frühere Kohlehafen wird umgebaut
Ein großes Projekt, das dieser Tage beginnen soll, ist die Sanierung und der damit verbundene Umbau des alten Kohlehafens, er ist so etwas wie das konzeptionelle Herzstück des Viertels. Der Angelverein Gelsenkirchener Hechte hatte mal die Patenschaft für das Becken übernommen. Ziel war und ist es immer noch, das Angelgewässer und den Uferbereich in einem sauberen Zustand zu erhalten. Davon – kann sich der Spaziergänger überzeugen –, darf die Rede sein, auch wenn der verkohlte Einweggrill im hohen Grün stummer Zeuge eines letzten Sommer-Ausflugs ist.
Karpfen, Rotaugen, Zander oder auch Barsche und Hechte leben im Rhein-Herne-Kanal. Das ist für den Laien eine Überraschung. „Das Hafenwasser hat eine sehr gute Qualität und ist bei Anglern sehr beliebt“, erklärte beizeiten Karl-Heinz Rohleder, der Vorsitzende des Angelsverein Gelsenkirchener Hechte, der WAZ. Das wird sich wohl auf Sicht ein wenig verändern.
Schöne neue Wasserwelt
Aus dem früheren Kohlehafen wird in den nächsten Wochen und Monaten ein Sportboothafen mit Anlegemöglichkeiten für Passagierschiffe. Dafür müssen die Wände des Beckens ertüchtigt und Vorkehrungen für den Bootsverkehr geschaffen werden. Notwendigerweise.
Auch interessant
Da die verschlammte Hafensohle in Ufernähe auf Hindernisse überprüft wird, ist mit einer starken Eintrübung des Wassers im Hafenbecken zu rechnen. Natürliche Fäulnisprozesse im Schlamm können vorübergehend auch zu Geruchsbelästigungen im direkten Umfeld führen, teilt die Stadt vorsichtshalber mit. Und dass auf das Fischen im Hafenbecken wegen der verminderten Wasserqualität während der Bauarbeiten vorsichtshalber verzichtet werden sollte.
Schonzeit also für Karpfen, Rotaugen und Zander, für Barsche und Hechte, bis die Sanierung im ersten Quartal 2015 abgeschlossen ist.
Im 1. Weltkrieg erbaut
Der frühere Kohlehafen der Zeche „Graf Bismarck 1/4“ wurde während des 1. Weltkrieges gebaut, um die geförderte Steinkohle zu exportieren. Nach dem Aus für die Zeche (die Förderung wurde am 28. September 1966 eingestellt und der Gesamtbetrieb am 30. September 1966 stillgelegt) diente er als Versorgungshafen für das Kraftwerk, das im Jahr 1973 geschlossen und anschließend abgerissen wurde. Seither wurde der Hafen nicht mehr gewerblich genutzt, der jetzt nach den Planungen der Stadt vor allem für Freizeitangebote umgestaltet zu werden.
Gelsenkirchen aus der Luft
Das ist – selbstverständlich – keine aufwandfreie Zone. Aus gutem Grund. Denn, so die Verwaltung, Betonproben aus den alten Verladekais hätten ergeben, dass der etwa 100 Jahre alte Stampfbeton speziell unter Wasser in seiner Festigkeit nachlasse und sich in den nächsten Jahrzehnten kritische Risse bilden könnten.
In Richtung Freizeitparadies
Nun heißt es klotzen: Die Hafensanierung sieht im Südwesten des Beckens eine Slipanlage vor und die Beschreibung der Verwaltung geht in Richtung Freizeitparadies, wenn sie feststellt: „Dadurch können später kleinere Boote direkt vom Trailer ins Wasser gelassen werden.“ Das Westufer soll eine universell nutzbare Stahlspundwand vor der alten Kaimauer bekommen, das Nordufer zur Absicherung der Treppenanlage in ein Schrägufer umgestaltet werden. Die übrigen Uferabschnitte schauen ebenfalls einer verheißungsvolleren Zukunft entgegen: mit einem Schiffsanleger für die Weiße Flotte, einem Hafenplatz und einer Uferpromenade. Die neue Seilbrücke über der Hafeneinfahrt erhält demnach auf der Kanalseite neue Dalben zur Rammschutzsicherung. Man weiß ja nie...
Die Sanierung des Nord- und Westufers mit Slipanlage und Rammschutzdalben wird aus Mitteln der EU und des Landes NRW finanziert. Die Netto-Baukosten betragen laut Stadt rund zwei Millionen Euro. In einem ersten Bauabschnitt wird die neue Spundwand am Westufer gesetzt, danach folgen Slipanlage, Dalben und zum Schluss das Nordufer.