Gelsenkirchen. Seit dem Jahre 2001 hat die kostbare Walcker-Orgel aus dem einstigen Konzertsaal des Hans-Sachs-Hauses keine Heimat mehr. Sie ist eingelagert bei der Orgelfirma Seifert in Kevelaer. Die Stadt sucht nach einem passenden Käufer.

Die Orgel gilt als Königin der Instrumente, und die gigantische Gelsenkirchener Walcker-Orgel als ungekrönte Kaiserin ihrer Gattung. Im Jahre 1927 das Prunkstück einer aufstrebenden Stadt, die ihr neues Rathaus mit einer kulturellen Kostbarkeit ausstattete, ist Gelsenkirchens Meisterstück heute weitgehend in Vergessenheit geraten. 2001 wurde das Instrument im Zuge des Hans-Sachs-Haus-Umbaus ausgebaut. Seitdem liegt es im Dornröschenschlaf, eingelagert bei der Orgelbaufirma Seifert in Kevelaer.

Schade, findet auch Gelsenkirchens Kulturamtsleiter Dr. Volker Bandelow: „Wir bekommen zwar immer mal wieder Anfragen von möglichen Interessenten, drei bis vier pro Jahr, darunter ernsthafte und weniger ernsthafte. Die meisten aber haben nur eine vage Vorstellungen von den Ausmaßen des Instrumentes.“ Denn wer die Gelsenkirchener Walcker-Orgel aufstellen und spielen will, benötigt einen Raum mit riesigem Volumen ähnlich dem des alten Konzertsaals im HSH: „Damit die Orgel klingt, braucht sie einen Raum mit rund 8200 Kubikmeter Volumen.“

Ein Abschied für immer

Anfragen werden im Kulturamt überprüft. Sollte sich herausstellen, dass man mit Verhandlungen beginnen könnte, würde man sich dafür zuvor ein Mandat vom Kulturausschuss holen, erklärt Bandelow die Vorgehensweise. In Gelsenkirchen selbst gäbe es keinen geeigneten Ort für die Orgel: „Wir haben alle Säle geprüft. Die Orgel steht unter Denkmalschutz und kann nicht einfach verkleinert werden.“

Einmal, im Jahre 2008, war man nah dran am Verkauf des Instrumentes an die Dortmunder Reinoldi-Kirche. Die Verhandlungen platzten nicht zuletzt an der zu geringen gebotenen Kaufsumme.

Noch im Jahre 2001 berichtete das Musikmagazin „Organ“ in einem mehrseitigen Beitrag über „Die Wunderorgel im Hans-Sachs-Haus zu Gelsenkirchen“. Gebaut wurde die Konzertorgel im Jahre 1927 als Opus 2150 von der renommierten Firma E.F. Walcker & Co in Ludwigshafen für den Konzertsaal im neu erbauten Rathaus Gelsenkirchens. Das Instrument zählte schon damals zu den wichtigsten Orgel ihrer Zeit. Im erwähnten Artikel heißt es über die Qualität der Orgel: „Hier wurde eines der wenigen Instrumente in Deutschland geschaffen, das ohne Abstriche als ebenbürtiger Partner des modernen Symphonieorchesters größer Besetzung eingesetzt werden konnte.“ Während des Zweiten Weltkriegs war die Orgel auf Bauernhöfen im Lipperland ausgelagert. 1949 erklang sie erstmals wieder in der Stadt.

Seit 1973 richtete Gelsenkirchen im Dreijahresrhythmus einen Internationalen Orgelwettbewerb aus, gegründet durch den damaligen Musikdirektor und Kustos der Orgel, Karl-Heinz Obernier. 1982 erhielt die denkmalgeschützte Walcker-Orgel eine neue technische Ausrüstung des Spieltisches.

Mit dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses hieß es: Abschied nehmen von der Orgel. Es sollte ein Abschied auf Zeit werden, es wurde einer für immer. 2001 wurde das Instrument ausgebaut und ist seitdem fachgerecht eingelagert.