Gelsenkirchen. .

Dominic hat gerade das Abitur bestanden, sein Berufswunsch ist Erzieher. In einer Einrichtung mit Jugendlichen möchte er gerne arbeiten.

Dominic war ein Wunschkind für Familie Lorscheider. Er war drei Jahre, als das kinderlose Paar ihn als Dauerpflegekind aufnahm. Schon beim ersten Treffen wussten die beiden: Diesen kleinen Jungen hätten wir gern! Damals konnte Dominic nur ein Wort sprechen; den Namen des Erziehers, der sich um ihn kümmerte. Er hatte manches hinter sich, heute aber hat er es offenbar dank familiärer Geborgenheit hinter sich gelassen.

Einer Initiative angeschlossen

Das Ehepaar Lorscheider war allerdings nicht allein mit den vielfältigen Aufgaben, die ein Pflegekind bisweilen seinen Eltern zu lösen gibt. Sie schlossen sich einer Initiative von Adoptiv- und Pflegeeltern an, um sich mit anderen austauschen zu können, die sich in einer ähnlichen Lage befinden. Die „Initiative Gelsenkirchener Adoptiv- und Pflegeeltern e.V“ hatte sich 1979 nach einem VHS-Kurs gegründet, zunächst als lockerer Zusammenschluss.

Zwecks Erfahrungsaustausch, aber auch, um gemeinsam die Rahmenbedingungen zu verbessern. Es hakte noch an manchen Stellen. Zum Beispiel war ungeklärt, welche Versicherungen für die Pflegekinder in welchen Situationen greifen. In Zusammenarbeit mit dem vermittelnden Jugendamt wurden gemeinsame Standards erarbeitet. Den Vereinsstatus gab’s 1994, um Spenden einnehmen zu können. Schließlich stemmt der Verein manche Fortbildung, gibt Infobroschüren heraus, bietet Kletterkurse und Gesprächskreise an. Hilfe und Erfahrungsaustausch gibt es bei möglichen Kontakten mit den leiblichen Eltern.

Manche der Kinder sind besonders

Astrid Grobe ist Vorsitzende des Vereins. Zu ihren eigenen vier Mädchen hatte sie einen Jungen adoptiert, Joshua. Auch er hat sich trotz mancher Handicaps sehr gut entwickelt. „Aber manche unserer Kinder sind eben besonders“, weiß die erfahrene Mutter. Vor allem bei Säuglingen gebe es oft noch keine sicheren Diagnosen. Es könnten Schädigungen etwa durch Alkoholmissbrauch der Mutter geben, die noch nicht erkannt sind.

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Trotzdem wünschen die meisten Paare sich einen Säugling als Dauerpflegekind. Dabei ist der Bedarf an Pflegeeltern für Kinder ab vier Jahren, bei denen mögliche Probleme meist längst erkannt sind, deutlich größer. Deshalb werben sowohl die Pflegeelterninitiative als auch das Jugendamt besonders für diese Schützlinge um Unterstützung.

Es kommt auf die Menschen an

In der Initiative sind übrigens auch Kurzzeit- und Bereitschaftspflegeeltern organisiert. Eltern auf Zeit, die Zeiten überbrücken, in denen noch nicht klar ist, was langfristig mit dem Kind geschieht, ob es in die Ursprungsfamilie zurück kann oder dauerhaft woanders untergebracht werden muss. In der Bereitschaftspflege müssen die Betroffenen quasi jederzeit damit rechnen, von jetzt auf gleich ein Kind aufzunehmen, das wegen aktueller Entwicklungen aus einer Familie genommen werden muss. Bei ihnen ist aber auch klar, dass das Kind nur vorübergehend da ist.

Die Voraussetzungen, wer sich als Pflegeeltern bewerben darf, haben sich im Laufe der Zeit sehr stark verändert. Kamen früher nur Ehepaare bis zu einem bestimmten Alter infrage, können heute Unverheiratete ebenso Pflegeeltern werden wie gleichgeschlechtliche Paare. Es kommt auf die Menschen an. Wichtig ist, ob sie diesem ganz individuellen Kind Geborgenheit, ein sicheres, gutes Zuhause bieten können, ob sie zeitlich und seelisch auffangen bzw. abfedern können, was dem Kind schon widerfahren ist. Die Entscheidung für Pflegeeltern falle individuell, immer abhängig vom Kind, betont das Jugendamt.