Gelsenkirchen. Wenn Ralf-Dieter Wewel in der Stadt unterwegs ist, macht es in seinem Kopf ständig „Klick“. Denn Wewel schaut mit den Augen eines Fotografen auf seine Umwelt. Zwei aktuelle Fotoserien präsentiert er zurzeit im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.
Wenn Ralf-Dieter Wewel in der Stadt unterwegs ist, macht es in seinem Kopf ständig „Klick“. Denn Wewel schaut mit den Augen eines Fotografen auf seine Umwelt. Die Kamera hat der 47-Jährige immer im Kopf, „und eine kleine Digitalkamera meistens auch in der Tasche“. Den Fokus richtet der Beckhausener vor allem auf Häuser, Architekturen und Industrie-Landschaften. Mit zwei Fotoserien ist Wewel zurzeit in der Pixelprojekt-Ausstellung im Wissenschaftspark vertreten.
Der Mann ist ein echtes Kind des Reviers, in Gelsenkirchen geboren absolvierte er eine Ausbildung zum Bauzeichner im Ingenieurbau, fand in der Stadt auch seinen Arbeitsplatz. Neun Jahre war er alt, als er seine erste Kamera bekam. Mit 14 Jahren meldete er sich in seiner Schule zur Foto AG an, da besaß er bereits eine aufwändige Spiegelreflexkamera. Zuhause richtete er sich eigens ein Schwarz-Weiß-Labor ein. „Mit der Familiengründung, den zwei Kindern, entstanden dann eine ganze Weile lang vor allem Schnappschüsse, Urlaubsfotos, Familienbilder.“
Serie „Route 66“ ausgestellt
Mit der ersten digitalen Spiegelreflexkamera widmete sich Ralf-Dieter Wewel dann serieller Fotografie. Fürs Kulturhauptstadtjahr 2010 stellte das Pixelprojekt Ruhrgebiet seine Serie „Route 66“ aus, eine Reihe, die einer Mineralölleitung nachspürt, die über der Erde nur durch 1,80 Meter hohe Masten erkennbar ist. 2011 entstand eine Serie aus einem sehr persönlichen Anlass.
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Nach einer langen Medikamententherapie wegen einer Herzerkrankung versagte Wewels Leber, ihm musste ein neues Organ transplantiert werden. Seitdem geht es ihm wieder gut. „Um auf das wichtige Thema Organspende und seine Bedeutung aufmerksam zu machen, fotografierte ich meinen eigenen Körper mit seinen großen, langen Narben.“ Mit diesen Fotos nahm Wewel im Jahre 2011 an der Pixelprojekt-Schau „Privatsache“ teil und bewarb sich jetzt damit auch für einen Fotowettbewerb.
Alte Wandbilder verblassen
In den beiden aktuellen Fotoserien setzt sich Wewel zum einen mit dem Wandel eines Friedhofes auseinander, zum anderen mit der historischen Putztechnik „Sgraffito“, die ebenfalls im Begriff ist, von den Fassaden zu verschwinden. Die Serie „Nordfriedhof - Der Lauf der Dinge“ zeigt Ansichten von der dicht bewaldeten Anlage bei Scholven, auf denen zwischen den Bäumen Kühltürme und Autobahnschilder durchblitzen. Die letzte Beerdigung fand dort 1969 statt. Den verblassenden Alltag im Revier dokumentieren zudem die Wandbilder, die mit der energetischen Sanierung bald nach und nach verschwinden werden.