Gelsenkirchen.. Das Pixelprojekt ist mehr als eine kunstvolle Bilderschau. Es macht auch Positionen im Ruhrgebiet sichtbar – wie bei der mittlerweile 11. Ausstellung. Im Wissenschaftspark Gelsenkirchen werden bis zum 8. November die „Neuaufnahmen 2013/2014“ gezeigt. Der Foto-Fundus stieg um 23 auf 417 Fotoserien an.

Das Pixelprojekt Ruhrgebiet wächst. Das fotografische Gedächtnis der Region umfasst nun 417 Fotoserien mit über 8000 Einzelbildern von 258 Fotografen. Aktuell sind 23 neue Serien dazu gekommen – zu sehen sind die „Neuaufnahmen 2013/2014“ vom heutigen Donnerstag an im Wissenschaftspark. Es ist die mittlerweile 11. Ausstellung. In einem guten Jahrzehnt ist damit aus der Initiative von 27 Fotografen eine ansehnliche Sammlung geworden, die Positionen zum Ruhrgebiet sichtbar macht.

Entfaltet hat sich das Pixelprojekt im Netz (www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de). „Es ist unser Hilfsmittel, um die Arbeiten sichtbar zu machen, die irgendwann zum Ruhrgebiet entstanden sind“, sagt Peter Liedtke. „So haben wir es geschafft, eine Reflexionsebene der Entwicklung der Region aufzubereiten.“

Liedtke, selbst Fotograf und Projekt(mit)-Initiator hat auch diesmal wieder in der Auswahljury mitgewirkt. Das Bewerbungsverfahren ist offen, die fotografische Qualität muss überzeugen. „Der Blick aufs Ruhrgebiet und die Arbeiten müssen relevant sein und eine gute fotografische Handschrift haben“, nennt er Auswahlfaktoren. In der Regel sind es Profis, die ausgestellt werden. Aber auch immer mal wieder ambitionierte Amateure.

Schwerpunkte sind nicht vorgegeben, aber oftmals zufallsgesteuert

Breit gefächert ist die aktuelle Bilderschau. Schwerpunkte sind nicht vorgegeben, aber oftmals zufallsgesteuert. „Wir hatten diesmal viele Serien zum Thema Siedlung“, sagt Liedtke. Historische Arbeiten sind dabei wie die des Bielefelder Fotografieprofessors Jörg Boström, der 1977/1978 dem Kampf um die Oberhausener Arbeitersiedlung Eisenheim im Bild festgehalten hat. Mit Kinder, Typen, Taubenvätern, Kampf und Kumpeln. Oder die Arbeit von Wolfgang Dengel, der die Hausbesetzungen im Bochumer Heusner-Viertel thematisierte. Laubensiedlungen und Industriebrachen, Brüche und Umbrüche, es ist der fotografische Revier-Kanon, der bildlich bedient wird. Aber natürlich nicht nur. „Ganz großes Kino“ und die Schönheit von Lichtspielhäusern zeigt Andreas Secci, die „Lieblingsorte von Arndt Drifte spielen mit Sehgewohnheiten. In ihrer ganzen Trostlosigkeit zeigen „Dortmunder Schulhöfe von Cornelia Wimmer, wie Bildungslandschaft in Deutschland eigentlich aussieht. Optisch aus der Reihe – allein schon wegen des Formats – fallen die Inszenierungen von Cornelia Suhan und Karin Hessmann. Sie präsentieren Aufnahmen aus einem Bunker, der einst als Führungszentrale diente. Auch das: Eindrücke aus dem Revier.

„Der Wissenschaftspark ist ein idealer Ort, weil er öffentlich ist“

Der Wissenschaftspark (Wipa) als Ausstellungsfläche ist durchaus eine Herausforderung. Der Arkadenraum ist riesig, die Variationsmöglichkeiten sind es nicht. Und auch der starke Sonnen einfall ist – zumindest für Kunst – nicht optimal. Dennoch schätzt Peter Liedtke die Ausstellungsfläche sehr. „Der Wissenschaftspark ist ein idealer Ort, weil er öffentlich ist und weil er die Qualität hat, dass er den Strukturwandel darstellt.“

Auch wenn das Pixelprojekt in weiten Teilen ein Netz-Projekt ist, haben die Ausstellungen einen besonderen Wert. Liedtke: „Zur Eröffnung kommen in der Regel 200 bis 500 Besucher. Dann wird der Wissenschaftspark ein Ort der Begegnung. Das ist eigentlich ganz banal, aber eben auch wichtig, gerade in Zeiten von Internet und Facebook.“

Mit Ausstellungsstart werden die aktuelle Fotos im Internet freigeschaltet. Liedtke registriert dann 1000 bis 2000 Zugriffe pro Tag auf die neuen Serien. Doch Pixelprojekt will mehr sein als bloße Bilderschau – eben ein regionales Gedächtnis und Forum für aktuelle Fotokunst.

Eröffnung der aktuellen Ausstellung

23 neue Fotoserien mit rund 120 Motiven werden im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 gezeigt. Die A8usstellung mit den Neuaufnahmen wird am heutigen Donnerstag, 26. Juni, um 20.15 Uhr eröffnet. Die Fotografien sind dann bis zum 8. November zu sehen. Geöffnet ist der Wissenschaftspark montags bis freitags von 6 bis 19 Uhr, samstags von 7.30 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.