Gelsenkirchen.

Was macht einen Raum aus? Wie kann Kunst ihn verändern? Der Kunstverein Gelsenkirchen hat zum wiederholten Mal Künstler aus ganz Deutschland (und diesmal auch Österreich) gebeten, „Raum Strategien“ für die Alte Villa des Kunstmuseums an der Horster Straße zu entwickeln.

Sieben junge Künstler haben sich der Aufgabe gestellt. Die sehr unterschiedlichen Ergebnisse ihrer Raum-Gestaltung sind ab dem morgigen Freitag zu erleben.

Dabei lässt der erste „Aha-Effekt“ nicht lange auf sich warten: Kaum hat man die Alte Villa betreten, glaubt man, mitten in ein Atelier gelaufen zu sein. Arbeitsmaterial wie Scheren, Klebeband und Abdeckfolie stehen am Rand, der Besucher läuft geradewegs auf eine Leiter zu. „Das ist alles Teil des Kunstwerks“, betont Ulrich Daduna vom Kunstverein. „Es ist vom Künstler Peter Schloss durchaus gewollt, dass es so aussieht, als wäre die Arbeit noch nicht ganz fertig“, erklärt er.

Inspiriert von Schwimmbad-Modellen

Und wer genau hinschaut, kann hier sehr viel entdecken: Die kleine Kamera etwa, die das einfängt, was die Spiegel-Elemente ins Blickfeld rücken.

Einen starken Kontrast dazu bilden die Werke von Flora Hitzing, die im gleichen Raum zu finden sind: Fließende, organische Strukturen wurden hier in Skulpturen aus Gips und in Aquarellbilder verwandelt. Ähnlich komplex kommen die Skulpturen von Claudia Mann daher, die Fliesenmatten so verarbeitet hat, dass ihre Werke wie riesige Origami-Arbeiten wirken. „Aerogamics“ hat sie diese denn auch benannt – das Wort setzt sich aus „Origami“ und „Aerodynamik“ zusammen. Für ihre vergoldete Skulptur auf dem Balkon der Villa hat sie sich von Schwimmbad-Modellen inspirieren lassen.

Skulptur aus "weggefegten" Ästen

Die in Wien lebende Künstlerin Kirsten Borchert hat indes eine ganz eigene „Raum Strategie“ aus bunt bedruckten Pappkartons entwickelt. Und Julia Bünnagel setzt auf Lichteffekte und ungewöhnliche Schattenspiele. Diese hat auch Carsten Gliese mit seinen Arbeiten im Blick – er präsentiert hier nicht nur Fotos mit Licht-Experimenten, sondern auch Wandskulpturen, bei denen er versucht hat, die Zweidimensionalität der Fotografie wieder um eine dritte Dimension zu erweitern. Gliese hat auch die einzige „begehbare Skulptur“ der Ausstellung, einen bedruckten Teppich, beigesteuert.

Christoph Mügge zeigt derweil im Dachgeschoss die Skulptur „Weggefegt“, für die er Äste, die der Sturm „Ela“ abbrechen ließ, eingesammelt und in Kunst verwandelt hat. Aktueller kann Kunst nicht sein. Eine richtig gute Strategie...

Infos zur Ausstellung

Bereits zum 11. Mal lädt der Kunstverein Gelsenkirchen Künstler ein, „Raum Strategien“ für das Kunstmuseum an der Horster Straße 5-7 zu entwickeln.

Die Ausstellung wird am Freitag, 26. Juni, um 19 Uhr, von Oberbürgermeister Frank Baranowski eröffnet. Die Einführung gestaltet der Journalist Tankred Stachelhaus. Die Werke sind bis zum 24. August zu sehen.