Theaterpädagogin fiebert mit Brasilien und Deutschland
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Gelsenkirchen. Seit 2007 lebt die Brasilianerin Mayra Capovilla in Deutschland. Am Consol Theater in Bismarck hat sie ein Engagement als Theaterpädagogin. Und fiebert zurzeit bei der WM mit.
Im ganz normalen Alltag kann Mayra Capovilla das Heimweh verdrängen. Die Sehnsucht nach der Familie, der Copacabana, nach Samba, Sonne, Sand und Meer. „Jetzt aber“, lacht sie, „da wollen plötzlich alle über Brasilien reden.“ Und da wird das Herz der fröhlich-temperamentvollen Mayra Capovilla auch schon mal schwer.
Die 36-jährige Theaterpädagogin am Consol Theater lebt seit 2007 in Deutschland, liebt ihre Wahlheimat über alles, aber natürlich auch ihr Heimatland Brasilien. Das ist ihr in diesen Tagen auch in Gelsenkirchen besonders nah.
Der Trubel um die Fußball-Weltmeisterschaft in Südamerika hat Mayra Capovilla voll erfasst. Als leidenschaftlicher Fan des runden Leders saß sie am Donnerstag zusammen mit ihrem deutschen Ehemann vor dem Fernseher und fieberte mit der brasilianischen Mannschaft mit. Ließ die Tränen fließen bei der Nationalhymne, die die Menschen im Stadion auch den Demonstranten gewidmet hatten „und auch denjenigen, die sich keine Karte leisten konnten“ und freute sich riesig über den Sieg. „War ja auch ein astreiner Elfer“, sagt sie augenzwinkernd und lacht wieder ihr ansteckendes Lachen.
Kritik am Fußballfest und Freude
Mayra Capovilla kam zunächst des Theaters wegen nach Deutschland und entdeckte dann die Liebe ihres Lebens. In ihrer Heimatstadt Rio de Janeiro hatte sie Schauspiel und Geschichte studiert: „Weil ich wusste, dass gerade in Deutschland die Theaterpädagogik eine wichtige Rolle spielt, wollte ich unbedingt dort hin.“ In Brasilien sei Theater vor allem Entertainment. Das war ihr zu wenig. Sie lernte die deutsche Sprache am Goethe-Institut und absolvierte dann ein Praktikum am Thealozzi Theater in Bochum. Im Jahre 2011 wechselte sie als Theaterpädagogin ans Consol Theater nach Bismarck.
Die Brasilianerin mit italienischen Wurzeln, inzwischen zweifache Mutter, fühlte sich auf Anhieb willkommen: „Alle lächeln erst mal, wenn man aus Brasilien kommt.“ An ihrer Heimat vermisst sie die Leichtigkeit des Seins, als typisch Deutsch empfindet sie die gute Organisation, die Sicherheit.
Was die WM angeht, ist die Brasilianerin so zwiegespalten wie ihr Land selbst: „Sicher freue ich mich über das Ereignis, aber stimme auch den Kritikern, den Demonstranten zu.“ Und einem Sänger, der in einem Song von der „Schande WM“ singt: „Brasilien war gerade auf einem guten Weg, dann machen sie so etwas. Sie hätten die Menschen fragen sollen.“
Der Vater in Rio tippt übrigens darauf, dass Deutschland Weltmeister wird. Die 36-Jährige hofft erst einmal, das Deutschland und Brasilien nicht gegeneinander antreten müssen. Ihr Tipp, nach kurzem Zögern: „Deutschland.“
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