Gelsenkirchen. . Wer unter Depressionen leidet, kann sich nicht vorstellen, je wieder aus diesem Tal herauszukommen. Doch Heilung ist möglich, verspricht Dr. Freiherr von Verschuer. Der Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie am Elisabeth-Hospital Gelsenkirchen informiert beim WAZ-Medizinforum über Therapiemöglichkeiten .
Es ist die Volkskrankheit Nummer eins, noch vor Diabetes und Rückenleiden, da ist sich der Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Dr. Jan-Niclas Freiherr von Verschuer, sicher: Depressionen sind deutlich weiter verbreitet, als man glaubt. Aus diesem Grund wird sich das nächste WAZ-Medizinforum am Mittwoch, 25. Juni, ab 18 Uhr mit dem Elisabeth-Krankenhaus in Erle unter dem Titel „Ich will, aber ich kann nicht“ um die Behandlung von Depressionen drehen.
Falsche Bedarfsplanung
Dabei gibt es eigentlich eine sehr gute Nachricht: Depressionen sind therapierbar. Es gibt einen Weg aus der Talssohle, was viele Betroffene sich überhaupt nicht mehr vorstellen können. Bei einem Drittel der Patienten kommen Depressionen nach der Therapie gar nicht wieder, bei einem weiteren Drittel kommen sie bis zu fünfmal zurück, beim letzten Drittel jedoch ist häufiger mit Rückfällen zu rechnen.
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Therapierbar sind Depressionen freilich nur, wenn sie erkannt sind. Und wenn man denn einen Behandlungsplatz bekommt. Letzteres ist ein besonders großes Problem. Zum einen, weil es wenig Nachwuchs bei den Fachärzten gibt. Zum anderen aber vor allem, weil sowohl die offiziellen Bedarfsberechnungen für niedergelassene Nervenärzte als auch für stationären Therapieplätze viel zu niedrig sind, wie die Fachärzte betonen. So hat das Elisabeth-Krankenhaus mit seinen 110 stationären Betten in Psychiatrie und Psychotherapie ständig eine Warteliste. Derzeit warten 40 Patienten – die eigentlich gar nicht warten können.
Medikamentöse und Gesprächstherapie ergänzen einander
Doch beim Forum stehen natürlich nicht die fehlenden Therapieplätze im Mittelpunkt, sondern die Therapiemöglichkeiten. Knapp die Hälfte der stationären Plätze in Erle belegen depressive Patienten. Oft geht eine Suchtgeschichte mit Depressionen einher – „in bis zu 80 Prozent der Fälle“, konkretisiert Freiherr von Verschuer. Grundsätzlich besteht die Behandlung depressiver Patienten immer aus einer medikamentösen und einer Gesprächstherapie, betont Oberarzt Christoph Stankiewcz. Ohne Medikamente ist der Weg aus der Talsohle nicht zu schaffen, sind beide sicher. Nur mit Medikamenten aber auch nicht. Bei letzteren gibt es seit fünf Jahren keine nennenswerte Neuerung mehr.
Zum Therapiespektrum gehört im Elisabeth auch ganzjährig die Lichttherapie, eine ebenso nebenwirkungsfreie wie wirkungsvolle Therapie. Bei manchem kommt auch die Wachtherapie zum Einsatz, bei der Patienten bis zu 36 Stunden nicht schlafen; allerdings greift das grundsätzlich nur bei stationären Patienten. Depressive Patienten bleiben im Durchschnitt 24 bis 25 Tage auf der Station.
Als Patient der Tagesklinik im Hause – diese hat 20 Plätze — kommen ohnehin nur Patienten in Frage, die auch stabil genug sind, um daheim zu nächtigen.
Vorträge und Fragerunde werden bei diesem Forum Hand in Hand gehen. Der Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie will Fragen besonders breiten Raum geben. Im Anschluss an die Veranstaltung wird es wie gewohnt einen kleinen, kostenlosen Imbiss geben.