Mülheim. Die Zahl der depressiven Kinder im Alter von 10 bis 19 Jahren hat sich in Mülheim beinahe vervierfacht. Gerade Mädchen und junge Frauen sind betroffen. Im Vergleich: Nur vier männliche Betroffene wurden behandelt. Jedoch 14 weibliche. Gründe können der Leistungsdruck, aber auch das Rollenbild sein.

Immer mehr depressive Kinder und Jugendliche landen im Krankenhaus. Die für Mülheim zuständige psychiatrische Klinik liegt in Essen. Innerhalb von zwölf Jahren hat sich die Zahl der stationären Behandlungen junger Mülheimer Patienten zwischen 10 und 19 Jahren fast vervierfacht, informiert nun die DAK-Gesundheit mit Bezug auf aktuelle Daten des Statistischen Landesamtes in NRW.

Im Jahr 2000 zählten die örtlichen Krankenhäuser lediglich fünf Fälle unter den Zehn- bis 19-Jährigen, 2012 dagegen schon 18 Fälle. Damit liegt der Anstieg in Mülheim aber noch unter der Zunahme auf Landesebene, wo die Zahlen im selben Zeitraum fast auf das Neunfache anstiegen.

Mehr weibliche als männliche Betroffene

Wie landesweit in NRW gab es auch in hier deutlich mehr weibliche als männliche Betroffene: 14 Mädchen und junge Frauen wurden stationär behandelt, jedoch nur vier Jungen und junge Männer. Zum Vergleich: In Oberhausen und Essen stieg die Zahl der Betroffenen je auf das Zehnfache, in Duisburg auf das Neunfache. Für den kontinuierlichen Anstieg nennen Experten verschiedene Gründe, unter anderem eine verbesserte Diagnostik.

Zudem lässt sich ein veränderter gesellschaftlicher Umgang mit Depressionen feststellen. „Heute ist es kein Makel mehr, wenn jemand an einer Depression erkrankt“, sagt Kirsten Vahle, Gesundheitsexpertin der DAK-Gesundheit in Mülheim. Als weiterer Grund gilt steigender Leistungsdruck. „Die schulischen Belastungen haben stark zugenommen“, erklärt Vahle. Keine stichhaltige Erklärung gibt es für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Fachleute vermuten, dass geschlechtsspezifische Rollenbilder Mädchen und junge Frauen stärker belasten als männliche Altersgenossen.

Nach Einschätzung von Medizinern werden Depressionen im Kindes- und Jugendalter noch immer zu oft übersehen.