Gelsenkirchen. Die Stadt Gelsenkirchen, Sicherheitsexperten und Schulen schaffen ein einheitlich abgestimmtes, praxistaugliches Hilfskonzept: Das Handbuch sichere Schule. Für den internen Gebrauch liegt es jetzt vor. Es liefert Anleitungen für Notfälle, aber auch Angebote für die alltägliche Krisenbewältigung.
Die Amokläufe in Schulen in den USA oder Erfurt haben nachhaltige Folgen für das Sicherheitsdenken in Gelsenkirchen gehabt. Seit 2009 gab es einen Amokplan mit individuellen Daten jeder Schule für die Polizei. „Wir hatten auch bereits Netzwerke und Krisenteams“, es gab Prävention und Beratung, es wurde technisch aufgerüstet, z. B. wurde ein schuleigenes Alarmsystem installiert – alles erste, wesentliche Schritte, aber nichts was übergreifend und verbindlich helfe, auch auf die alltäglichen Schulkrisen zu reagieren, stellt Marita Meisner vom Referat Erziehung und Bildung fest.
Darauf hat die Stadt zusammen mit Schulleitern, Feuerwehr und Polizei, Beratungsstellen, Schulpsychologen und Notfallseelsorge reagiert. Das Ergebnis: Das Handbuch sichere Schule, ein Ordner mit loser Blatt-Sammlung, der im Notfall helfen soll, „Krisen besser in den Griff zu bekommen. Dafür“, so Oberbürgermeister Frank Baranowski, wurde „das Handbuch absolut alltagspraktisch aufgebaut“: Mit To-Do-Liste, mit Kontakt-Nummern, mit Präventions- und Hilfsangeboten, mit Sicherheitsplänen und Checklisten.
„In 99 % der Fälle geht es ja um das Alltagsgeschäft“
„Das ist genau das, was wir als Polizei wollten. Ein Hilfsmittel, auf das ich relativ einfach zurückgreifen kann. Wir wollen keine Krise herauf beschwören. Aber ich glaube, man muss auf alle Fälle vorbereitet sein“, sagt Polizeidirektor Klaus Noske. Und auch für Feuerwehrchef Michael Axinger ist das Handbuch ein „wesentlicher Meilenstein“ für die tägliche Praxis. „In 99 % der Fälle geht es ja um das Alltagsgeschäft, eben um verunglückte Schüler oder verletzte Schulmitarbeiter“. Dann sei wichtig, dass Rettungswege klar, das Alarmierungsketten vorhanden seien, das Standards gleich seien. Konsequenterweise wurde auch der Begriff „Amok“ aus dem Planwerk verbannt -- zugunsten der Sicherheit.
65 Krisenfälle haben Behörden und Schulen seit 2009 beschäftigt. Die Zahlen in den letzten beiden Jahren sind rückläufig. Mal ging es um Bombendrohungen oder Massenschlägereien, um, Angriffe auf Schüler. „Alle Schulen nehmen das Thema sehr ernst, aber alle setzen es bisher unterschiedlich um“, so Referatsleiter Alfons Wissmann. Nun gebe es ein einheitliches Konzept für Gelsenkirchen. 200 Handbücher werden für den internen Gebrauch verteilt, die Stadt hält sie aktuell. Wissmann: „Damit gibt es ein Hilfsmittel, das leicht zu handeln ist, wenn es notwendig wird.“