Gelsenkirchen. Frank Baranowski nimmt als amtierender Oberbürgermeister von Gelsenkirchen die Favoritenrolle an. Am 25. Mai stellt sich der 51-Jährige zum dritten Mal zur Wahl. Den Job, daran lässt er keinen Zweifel, würde er gerne für weitere sechs Jahre ausfüllen. Weil er ihn sehr gern macht und weil er den Vorteil bietet, dass man gute Ideen auch umsetzen kann.

Als klarer Favorit in eine Wahl zu gehen, kann eine Bürde sein. Frank Baranowski (SPD) sieht das für seine eigene Person nicht so. Seit zehn Jahren ist er Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen und der 51-Jährige würde diesen Job gerne für weitere sechs Jahre ausfüllen, wenn die Wähler am 25. Mai so entscheiden sollten. Abnutzungserscheinungen erkennt er nicht durch die lange Amtszeit, im Gegenteil: „Ich schätze an der Arbeit vor allem, dass man nicht nur Ideen liefern, sondern maßgeblich an deren Umsetzung mitwirken kann.“ Das sei der große Vorteil gegenüber der Arbeit etwa als Abgeordneter. „Da liefert man Ideen, aber die Gestaltung übernimmt die Regierung.“

Das ist es, was Baranowski nach eigener Aussage für Gelsenkirchen am Herzen liegt. Sich kümmern. Den Wandel gestalten, auch wenn er hin und wieder mit Rückschlägen verbunden ist, wie im Fall der Schließung der Schalker Eisenhütte. Das bleibe ihm nicht in den Klamotten stecken, gesteht er ein. „Wenn ich nach den letzten Gesprächen in Bochum mit dem IG-Metall-Bevollmächtigten Robert Sadowsky vor eine gestandene Belegschaft trete, um auf Nachfrage das Aus zu bestätigen... – das nehme ich mit nach Hause.“

Eine Aufgabe für Geduldige

Aber, sagt er der WAZ: „Einiges haben wir auch schon geschafft.“ Die Arbeitslosenquote, beispielsweise, sei in den letzten zehn Jahren von 25 auf rund 15 Prozent gesenkt worden. „Rund tausend sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze kommen jedes Jahr neu hinzu. Wir sind noch nicht am Ziel, aber auf dem richtigen Weg.“

Gelsenkirchen, pflegt der Amtsinhaber hin und wieder zu sagen, Gelsenkirchen sei eben keine Aufgabe für Sprinter, sondern eine für Langstreckenläufer. Etwas für Geduldige. „Was wir mit Erfolg in einigen bedeutenden Bereichen geschafft haben“, so Baranowski. In Sachen Bildung und Betreuung („Bei den U3- und Ü3-Plätzen sind wir Spitze im Ruhrgebiet“) habe die Stadt richtig Gas gegeben und ebenso bei der Aufstellung der Präventionsketten wie „Kein Kind zurücklassen“. Mit dem Engagement für Stadterneuerung und -umbau sei es in den letzten Jahren gelungen, sieben Gebiete zu gestalten und zu stabilisieren.

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Aus seiner Sicht stimme auch das so überaus wichtige Bürgerengagement in Gelsenkirchen, „was man an den zahlreichen Auszeichnungen ablesen kann, die wir in den letzten Jahren verliehen bekamen“. Den Satz seines CDU-Konkurrenten Werner Wöll, dass schöne Worte und nette Preise nicht ausreichten, um die Stadt voranzubringen, könne er so nicht nachvollziehen. Damit diskreditiere man die Arbeit der Menschen, all der Initiativen, die sich für die Bewerbungen um diese Preise so ins Zeug gelegt hätten. „Wir sollten uns diesen Mut zu Innovationen nicht schlechtreden lassen.“

Umsetzbare Lösungen 

„Auch mit Blick auf den städtischen Haushalt haben wir Vieles erreicht“, ist der OB-Kandidat der SPD überzeugt. Er habe in zehn Jahren neun Haushalte eingebracht; sieben seien mit übergroßer Mehrheit angenommen worden. „Der Haushalt ist einfach die Richtschnur für das Handeln der Verwaltung. Davon kann man sich nicht einfach verabschieden, nur weil Wahlkampf ist.“ Natürlich sei die Forderung einfach für die politischen Gegner, es gerne schneller, höher und weiter haben zu wollen, „und Luft nach oben gibt es immer“, doch müsse es umsetzbare Lösungen geben und nicht nur Versprechen, die aufgrund der schlechten finanziellen Ausstattung der Städte anschließend nicht eingehalten werden könnten.

Frank Baranowski will Gelsenkirchen als Oberbürgermeister weitere sechs Jahre gestalten. Das ist sein großes Ziel. Mit welchem Wahlergebnis? „Mit dem besten, das ich erreichen kann“, sagt er sibyllinisch. Auf eine konkretere Aussage lässt er sich nicht ein.

Lange Läufe helfen abzuschalten

Zwölf bis 14 Stunden dauern die Arbeitstage für Frank Baranowski aktuell. Jetzt, nach dem Ende der Osterferien, kommt für den amtierenden Oberbürgermeister zuerst der Job, ehe sich sein Blick ab dem Nachmittag, zumindest sobald es geht, intensiv auch auf den Wahlkampf richtet.

Sehr viel Zeit für Privates bleibt da unter dem Strich nicht. Sein Ausgleich zu dieser besonderen Doppelbelastung? „Das Laufen“, antwortet er spontan. Für die Halbdistanz beim 2. Vivawest-Marathon am Sonntag, 18. Mai, hat er sich angemeldet. Und die Zielzeit? „Wenn ich es schaffe, in einer Zeit zwischen 2 Stunden 10 und 2 Stunden 20 Minuten. Aber nageln Sie mich bitte nicht darauf fest.“ Er weiß aus Erfahrung, die Tagesform entscheidet. Damit die ein hohes Niveau hat, trainiert der 51-Jährige so gut es geht – und nach Möglichkeit mit seiner Frau; Gudrun Wischnewski absolvierte die gut 21 Kilometer bereits im vergangenen Jahr, als das Gelsenkirchener Wohnungsunternehmen den Lauf als Sponsor wieder aus der Taufe hob.

Den Kopf freibekommen

„Die langen Läufe helfen mir auch sehr abzuschalten und den Kopf freizubekommen“, erzählt Baranowski aufgeräumt. In Horst, im Nordsternpark, am Kanal entlang, auf der Erzbahntrasse oder auch mal bis Wittringen und zurück (18 Kilometer!) finden diese sportlichen Entspannungseinheiten statt. Irgendwo in der Garage stünde auch noch ein Mountainbike, stark verstaubt und (lacht) „ich glaube, auch mit einem Plattfuß“. Den zu reparieren, das wäre vielleicht mal eine Idee für den Wahlsonntag, ehe ihn sein Weg ins Hans-Sachs-Haus führen wird, denkt Frank Baranowski laut nach.

Doch zunächst mal käme der Halbmarathon. „Ich bin eher ein Langstreckenläufer“, betont er und schließt den Bogen: „Deshalb kann ich auch 16 Jahre ohne Probleme Oberbürgermeister von Gelsenkirchen sein.“