Gelsenkirchen. . Zu Ostern werden Eier gefärbt. Die WAZ bat fünf Gelsenkirchener Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt, für ihre Stadt und ihre Bürger ein Osterei zu gestalten. Und zu verraten, was sie ihnen außerdem noch ins Nest legen möchten. Dabei scheinen die Parteien sich einiger zu sein als erwartet.
Ein Ei für unsere Stadt und ihre Bürger: Das Osterfest in Kombination mit dem bevorstehenden Superwahlsonntag am 25. Mai nahm die Gelsenkirchener WAZ-Redaktion zum Anlass, die Oberbürgermeister-Kandidaten der fünf größten Parteien in der Stadt zu bitten, ein solches Ei zu gestalten. Ob Hühner- oder Gänse-Ei blieb dem Geschmack des Gestalters überlassen.
Und jeder malte schnell ein Ei? Von wegen. Die Geschmäcker und Schwerpunkte sind schon sehr verschieden, wie sich zeigte. Klares Design, schlichte Akzente, Bekenntnis zur bunten Vielfalt und zur Stadt selbst – alles war dabei. Die üppigen Matrjoschka-Eier von Die Linke sprengten gar das Nest.
Oberbürgermeister und SPD-Kandidat Frank Baranowski hingegen hat sich für Stimm-Eier im klaren Design entschieden. Drei dunkelrote, hartgekochte Hühnereier („mit Farbe, die auch bei braunen Eiern deckt“) mit Wahlkreuz in weißem Lack hat er mitgebracht, dazu zwei aus Eierkartons gefertigte Eierbecher, die Kindergartenkinder ihm geschenkt haben. Je ein Ei für die OB-, die Rats- und die Bezirksvertreterwahlen, so die Idee.
Einig ist man sich beim Familienfest und den Friedenswünschen
Selbst Eier gefärbt hatte der OB zuletzt in seiner Kindheit – „Wir haben sie vorher ausgeblasen.“ Ostern ist für ihn traditionell ein Familienfest. „Als Jugendlicher bin ich allerdings bei den Ostermärschen dabei gewesen, das verschob das Familienessen ein wenig.“ Was er seinen Bürgern ins Nest legen möchte? „Ostern ist für mich kein Fest der Geschenke. Eher eines der guten Wünsche. Und ich wünsche allen, dass sie Ostern im Kreis der Menschen, die ihnen wichtig sind, feiern können. Und Frieden wünsche ich uns allen, hier, in der Ukraine und überall.“
Werner Wöll (CDU) hat für die Bürger und die WAZ eine Ausnahme gemacht. „Eigentlich übernehmen das Eierfärben bei uns die Frauen zu Hause, meine Tochter (21) und meine Frau.“ Wöll hat sich für ein Ei in Gelsenkirchens Stadtfarben entschieden. „Weiß war das Ei ja schon, das Schwarz hab ich mit Filzstift gemalt, das Grün mit Wasserfarben und die Kanten mit Krepp abgeklebt, damit es gerade wird.“ (Das Rote im Wappen hat er schamhaft weggelassen). Den Bürgern zum Fest ins Nest legen möchte er ebenfalls Frieden – „und die Möglichkeit für alle, ein vernünftiges Leben in Gelsenkirchen zu führen“. „Wir müssen uns bewusst machen, was für ein Glücksfall für uns diese lange Friedenszeit ist“, betont der Christdemokrat.
Ingrid Wüllscheidt (Grüne) war beim Eierbemalen klar im Nachteil. Frisch an der rechten Schulter operiert, brauchte die Rechtshänderin über filigrane Muster gar nicht zu nachzudenken. Wir trafen sie im Färbergarten des Mädchenzentrums in ihrem geliebten Heßler.
„Ich habe neben dem Ei mit dem Pflaster als Symbol für meine Verletzung (oben ganz links, die Red.) ein ganz buntes Ei gemalt. ‘Miteinander Gelsenkirchen gestalten’ ist ja mein Motto. Ich wünschte mir und uns allen, nicht nur zu Ostern, dass die Menschen mehr miteinander statt übereinander reden. Mein buntes Ei steht für ein buntes Miteinander.“ Gemalt hat sie mit Pflanzenfarben, Mahoni-Beere, Zitronensäure, Saflor (Färberdistel) und Natron, selbst hergestellt mit Unterstützung der Färbergarten-Gründerin Renate Janßen. Übrigens: Ostern ist auch für die Grüne OB-Kandidatin vor allem ein Familienfest.
Jens Schäfer (FDP) ist Vater einer achtjährigen Tochter und damit im besten Färbeprofi-Alter. Er wollte eigentlich ein Glasmeier-Ei präsentieren. Eines mit großen Punkten wie bei dem vom Künstler Glasmeier an der Uechtingstraße gestalteten Behälter. Aber das hat er auf dem kleinen (rohen!) Hühnerei nicht hinbekommen. Sein Plan B war ein Europa-Ei mit Sternen. Geworden ist es ein eher liberales Ei, dunkelblau mit gelben Punkten „aber mit starkem europäischem Bezug!“. Ostern ist auch für Schäfer ein Familienfest. Und was für eins: Er feiert mit Frau, Tochter, Eltern und fünf Geschwistern samt Anhang.
Für ihn selbst endet nun auch die Fastenzeit. Er hat seit Aschermittwoch weitestgehend auf tierische Produkte verzichtet. „Eine interessante Erfahrung. Ich wünsche allen, die auch gefastet haben, dass sie ihre Ziele erreicht haben – und dass ihr Leidensweg nicht zu hart war.“ Missionieren will er indes nicht. Denn: „Ich bin doch ein Liberaler.“
Ein Matrjouschka-Kunstobjekt pellt Gelsenkirchen aus dem Plastik-Ei
Ingrid Remmers (Die Linke) hat mit ihren Parteigenossen Gelsenkirchen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Ei gepellt. Mit einem Matrjoschka-Objekt, den russischen Puppen nachempfunden, in denen sich immer noch eine kleinere verbirgt. Die äußerste Schale ihres WAZ-Eis steht für den Wunsch nach Gerechtigkeit und Bildung, die bunten Menschen im mittleren Ei stehen für Vielfalt, im Innersten geht es um Frieden. Es gibt noch vieles Gute, das sie den Bürgern ins Nest legen möchte: Am Sonntag aber wird sie erstmal jede Menge Eier verstecken – für ihre Enkel. Denn auch für die Linke ist Ostern vor allem eines: ein Familienfest.
Zum guten Schluss: In der Kunst gilt das Ei als Symbol des Ursprungs der Schöpfung und Hinweis auf die Auferstehung Christi. Unter anderem deshalb gibt es zu Ostern Eier.