Gelsenkirchen. Der Kreisverband lud zum Neujahrsempfang in das alevitische Kulturzentrum. Oberbürgermeisteramt, für das Ingrid Wüllscheidt kandidiert, ist kein Tabu. Die Europa-Kandidatin der Grünen, Terry Reintke, hob die Gemeinsamkeiten zwischen ihrer Heimatstadt Gelsenkirchen und der EU hervor.
Das Lied „Knockin’ on heaven’s door“ muss für die Gelsenkirchener Grünen kein schlechtes Omen im Wahlkampfjahr 2014 sein. Der Auftritt des Musikers Cihan Yazar sollte für die Partei vielmehr Symbol eines neuen Wegs sein, den die Partei beschreitet. In den vergangenen Jahren luden die Grünen stets in das Foyer der Schauburg. Jetzt gab man sich europäisch: Rund 100 Vertreter aus Politik, Verwaltung, Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmen und der Kultur kamen in den Saal des alevitischen Kulturvereins an der Kirchstraße.
Neben der EU-Parlamentskandidatin Terry Reintke, präsentierten sich die Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl: Peter Tertocha und Ingrid Wüllscheidt, die auch als Oberbürgermeisterkandidatin ins Rennen geht.
Grüne wollen „ausgetretene Pfade“ verlassen
Die Aleviten verstehen sich als eigenständige Konfession, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist und vor allem aus der Türkei stammt. Der Kulturverein „Alevi Bektaschi“ an der Kirchstraße hat 190 Mitglieder. „Bei einer Einwohnerzahl von 258 000, davon 38.000 Nicht-Deutsche, ist es wichtig, ausgetretene Pfade zu verlassen“, erklärt Barbara Oehmichen die Wahl des Ortes. Dass die Vorstandssprecherin bei der Aussprache der türkischen Namen so ihre Probleme hatte, zeigt, dass die Pfade wirklich neu sind.
„In den nächsten Jahren wollen wir mit anderen Verbänden in den Dialog treten“, warf Oehmichen den Blick auf kommende Neujahrsempfänge. In diesem Jahr standen alle Signale auf Wahlkampf. Die in Gelsenkirchen aufgewachsene Terry Reintke, als Sprecherin der europäischen grünen Jugend in den letzten Jahren quer durch Europa gereist, hob die Gemeinsamkeiten zwischen ihrer Heimatstadt und der EU hervor: Vielfalt („Gelsenkirchen ist eine vielfältige Stadt und das nicht erst seit gestern.“), Offenheit („Neben allen nationalistischen Tendenzen, sind die Menschen neugierig aufeinander.“) und Solidarität („Die Kooperation der Menschen muss gegenüber Konkurrenzdenken die Oberhand gewinnen.“).
Akzente in der Umwelt- und Verkehrspolitik setzen
Für die Kommunalwahl nennen die Grünen zwei Ziele: Mit einer größeren Fraktion in den Stadtrat einziehen und die absolute Mehrheit der SPD brechen. Vor allem in der Umwelt- und Verkehrspolitik wolle man Akzente setzen. Weitere Themen sollen Biotonne, Lärmschutz, Weiterentwicklung des Zoos und Unternehmensansiedlungen sein.
„Fast alle Parteien reden von grüner Politik, aber das ist meist Fassade und wird dem Sachzwang geopfert“, so Peter Tertocha. Er freue sich auf den Bürgerhaushalt, bei dem Bürger Vorschläge für Ausgaben und Einsparungen einbringen. „Das wird spannend.“ Ingrid Wüllscheidt hob die Erfolge bei der Senioren- und Behindertenpolitik hervor und blies zur Attacke: „Wir können auch OB.“