Gelsenkirchen. Straftäter messen sich bei der 1. NRW-Meisterschaft der Jungtäterabteilungen im Hallenfußball. Austragungsort des Turniers, das zugleich auch einen Teil der Resozialisierungsmaßnahmen bildet, ist die JVA Gelsenkirchen. Die Siegermannschaft kommt aus Schwerte, Gelsenkirchen belegt Platz drei.

Dröhnende Disco-Musik, Schlachtgesänge auf der Tribüne und helle Freudenschreie auf dem Spielfeld, dazu noch Hacke, Spitze, Übersteiger – der Blick ins Hallenrund lässt zunächst auf ein normales Hallenfußballturnier schließen. Wären da nicht so viele Bedienstete in Uniform, das Funkgerät griffbereit und am Gürtel einen übergroßen Bund klirrender Schlüssel.

Jungtäter von 21 bis 26 Jahre

Schauplatz des hart aber fair geführten Wettkampfes ist die Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen, gespielt wird um die NRW-Meisterschaft der Jungtäterabteilungen. „Dazu gehören Täter im Alter von 21 bis 26 Jahre“, erklärt Ralf Bothge, der 53-Jährige ist stellvertretender Anstaltsleiter, eine allzu starre Altersgrenze gäbe es jedoch nicht. Das hat seinen Grund, denn es stehen junge Männer auf dem Platz, bei denen Hoffnung besteht, dass sie nach Verbüßen ihrer Strafe wieder Fuß fassen im normalen Leben und nicht in die Berufskriminalität abrutschen.

Sechs JVA-Mannschaften nehmen teil; Schwerte, Aachen, Geldern, zweimal Bielefeld und eben auch Gelsenkirchen. Vier Feldspieler und ein Torwart treten jeweils gegeneinander über zweimal sechs Minuten an. In den Pausen geht’s für ein Würstchen oder eine Kippe raus auf die Terrasse vor der Halle. Der Wettbewerb aber ist nicht nur willkommene Abwechselung aus dem strengen Alltag mit Schulunterricht und Arbeit (Schlosserei, Wäscherei, Küche etc.). Das Turnier ist vielmehr ein Schritt Richtung Normalität. Als und im Team zu arbeiten, ist für viele Täter nämlich gar nicht so einfach. „So viele Menschen um einen herum“ sagt Eric etwa, „daran muss ich mich gewöhnen. Das macht einen nervös.“

Hoffnung auf eine Perspektive nach dem Gefängnis

Der 25-Jährige sitzt wegen Raubes fünf Jahre ab, mit guter Führung und nach einem erfolgreichen Anti-Gewalttraining und ähnlichen Maßnahmen zur Wiedereingliederung, kommt er in sechs Monaten raus. Einen Plan für „danach“ hat er schon. „Die Arbeit auf dem Bau, als Maurer, das könnte zu mir passen.“

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Teamkollege Meikel (24) hat sogar schon was Festes – er sitzt noch ein wegen schwerer Körperverletzung. Nächstes Jahr, sagt er, wenn er rauskommt, „dann kann ich als Gerüstbauer arbeiten. Mein Chef hat mir versprochen, dass ich zurückkommen kann. Der Vertrag steht.“

Die Hoffnung auf eine Perspektive nach dem Gefängnis, das hält die jungen Männer aufrecht. Der Turnierverlauf indes macht ihnen keine rechte Freude. „Drei Niederlagen und nur ein Sieg“, schnaubt Eric, „da ist nicht mehr viel drin.“ Für den Einzug ins Viertelfinale muss ein Sieg gegen die starken Jungs aus Geldern her – schwierig. Ans Aufgeben denken er und Meikel aber noch lange nicht – ein gutes Zeichen.