Gelsenkirchen. Kinderspielzeug, der erste Strampler oder das Schaukelpferd sind meist besonders wertvolle Erinnerungen. Doch es gibt Menschen, die sich bewusst dafür entscheiden, diese Dinge wegzugeben, sich zu befreien. Verzichten und sich befreien: Das erlebt Daniela Hannig regelmäßig in ihrem Kids Second Hand Shop.

Bewusste Entscheidungen treffen und auch mal verzichten können: Gerade bei privaten Erinnerungsstücken fällt das oft schwer. So sind Kinderspielzeug, der erste Strampler oder das Schaukelpferd, meist besonders wertvoll. Doch es gibt Menschen, die sich bewusst dafür entscheiden, diese Dinge wegzugeben, sich zu befreien.

Ware zum halben Preis

Der Second-Hand-Shop für Kinder von Daniela Hannig ist gerade im Frühjahr prall gefüllt. Jeden Tag vereinbaren Kunden Termine, um ihre Sachen zum Kauf anzubieten. „Unsere Kunden kann man nicht in eine Sparte stecken. Egal, ob gut oder weniger vermögend, hier schaut sich jeder um“, erzählt die Inhaberin. Alles, was sie nach drei Monaten nicht verkaufen konnte, spendet sie an den Kinderschutzbund Gladbeck, wenn die Verkäufer zustimmen. Und das ist meist der Fall, denn wer den Weg in den Laden findet, der ist bereit, sich von seinen Sachen endgültig zu trennen.

„Das hier sind Markenschuhe, die im Normalpreis 63 Euro gekostet haben. Und dann wurden sie nicht getragen. Vielleicht weil sie zur falschen Jahreszeit gekauft wurden, nicht passten oder einfach nicht gefielen“, sagt Daniela Hannig und zeigt auf zwei kleine rot-schwarze Treter. Etwa zur Hälfte des Neupreises wird die Ware in ihrem Laden verkauft. An manchen Stücken ist sogar noch das Preisschild dran.

Kleidung günstig abgeben

Gewaschene und gebügelte Kleidung, sowie gut erhaltenes Kinderzubehör kann nach einer Terminvereinbarung abgegeben werden.

Drei Monate lang wird die Ware im Laden angeboten. 85 Prozent werden laut Daniela Hannig verkauft.

Kontakt: Kids Second Hand Shop, Horster Straße 13, 38 62 998.

Auch Spielzeug wird bei Daniela Hannig abgegeben. Und das handhabt jede Familie individuell, wie Hannig aus Erfahrung weiß: „Die Einen bringen das überflüssige Spielzeug heimlich zu uns, damit das Kind den Verlust nicht bemerkt. Die Anderen kommen mit den Kindern hierher und erklären, warum das Spielzeug nicht mehr gebraucht wird.“ Fälle, in denen der Verkauf in Tränen endet, gäbe es kaum. „Und wenn ich jemanden gar nicht beruhigen kann, soll er ein Jahr später wieder herkommen. Dann fällt der Verzicht meist leichter.“

Bedarf an neuwertiger Ware

Der große Erfolg des Ladens, der 2007 eröffnet wurde, macht den Bedarf an neuwertiger Ware aus zweiter Hand sichtbar. Egal ob Babywiege, Schwangerschaftsbekleidung und Kinderbücher: ver- und gekauft wird hier alles, was noch Qualität hat. „Ich denke, die Verkäufer sind erleichtert, wenn sie ihre Ware bei uns loswerden. Abgeben schafft nicht nur Platz, sondern auch Befriedigung“, so die Inhaberin.

Der bewusste Verzicht auf Neuware ist und bleibt aber immer noch ein Kostenpunkt. „Wenn man bedenkt, dass die Kinder heute quasi eine zweite Ausstattung brauchen – eine für Zuhause, eine für die Kita – gehen auch doppelt so viele Sachen kaputt. Und wenn das eine Kinderhose für 4 Euro ist, kann man das gut verschmerzen.“