Gelsenkirchen. „Nur“ Brot, Brötchen und Kuchen – das war einmal. Angehende Bäckereifachverkäuferinnen kreieren für einen Wettbewerb leckere und gesunde Snacks. „Kreative Snacks im Verkauf“ lautet die Aufgabenstellung in der Lehrküche des Berufskollegs an der Königstraße.

Revolutionen im Bäckerladen können farbenfroh sein. Im Fall von Sema Kapcak, Carolin Matschulla und Christin Kuhlisch reicht es aus, Wraps, Baguette und Vollkornbrot mit vielen frischen Zutaten zu belegen und appetitlich zu präsentieren. Die angehenden Bäckereifachverkäuferinnen, die an diesem Morgen in der Lehrküche des Berufskollegs an der Königstraße stehen, arbeiten sinnbildlich für die Zukunft „ihres“ Bäckerladens.

„Kreative Snacks im Verkauf“ lautet die Aufgabenstellung. Jede Schülerin (zu dem 35 Schüler zählenden Jahrgang gehören auch zwei Fachverkäufer) kreiert zwei Snacks. Ideenreichtum ist gefragt – neben gesunder Ernährung und Präsentation im Laden. „Der Wettbewerb soll motivieren, in den Bäckerläden auch noch etwas anderes anzubieten als belegte Brötchen“, sagt Annette Hampe, Technische Lehrerin am Berufskolleg.

Immer mehr Bäckereien schließen

Eine Entwicklung, die dem Zeitgeist geschuldet ist. Discountläden und der Lebensmitteleinzelhandel setzen den Familienbetrieben und kleineren Backstuben zu. Sie bieten Brot in einem Preissegment an, bei dem die Backstuben nicht mehr mithalten können. „Das klassische Geschäft des Bäckers ist heute nicht mehr einträglich“, sagt Christian Zipper, Obermeister der Bäckerinnung Gelsenkirchen. Deshalb sei es fast ein Muss, dass die Bäckereien die veränderten Essgewohnheiten bedienten. „Der Bäcker, der sich da nicht auf den Weg macht und die Marktchance nicht ergreift, hat es schwerer.“

In den vergangenen 20 Jahren sind immer mehr Bäckereien von der Bildfläche verschwunden. Der „starke Abschmelzungsprozess“ (Zipper) verdeutlicht sich in diesen Zahlen: 1995 gab es bundesweit 27 000 Backbetriebe, 2013 waren es noch 12 000. Laut Zipper sind nach dem 2. Weltkrieg in Gelsenkirchen von ehemals 140 Bäckereien nur noch 14 in der Innung übrig geblieben. Eine Rolle spielt dabei auch, dass die Menschen heute weniger Brot essen als früher. „Das Wort Abendbrot, zu dem sich die Familie am Tisch versammelte, ist fast ein nostalgischer Begriff geworden“, so Zipper.

Stattdessen schlemmt man am Bistro-Tisch in der Bäckerei um die Ecke dünne Wraps gefüllt mit Salat, Feta und gebratenen Rindfleischstreifen, Kanapees mit gehackten frischen Tomaten in Olivenöl und Veggie-Schnitten aus saftigem Vollkornbrot mit Käse und Salat. Ein Weg, den zukünftig mehr Bäckerläden beschreiten werden. Die Fachverkäuferinnen jedenfalls sind gut vorbereitet.