Gelsenkirchen. Die Mehrheit in der Gläubigerversammlung am Amtsgericht Essen genehmigt den Verkauf der Brotfabrik Stauffenberg. Freitag sollen die Verträge unterschriftsreif sein. Rund 125 Stellen scheinen damit gesichert, weitere 89 in Daun. Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft nach Anzeigen im Unternehmen.
Die gute Nachricht im Fall Stauffenberg: Die Mehrheit der Gläubiger stimmte Mittwoch bei der Versammlung in Essen zu, den Verkauf der Albert Stauffenberg Nachfolger GmbH & Co KG „zum 1. Februar zu genehmigen.“
Rund 125 Stellen scheinen damit in Rotthausen gesichert, weitere 89 in Daun. Die schlechten Nachrichten: 99 Mitarbeiter verlieren allein in Gelsenkirchen ihre Stelle, 18 am Standort Daun. Der Betrieb in Bad Vilbel macht zu, für den Standort Gronau gibt es noch keine Lösung.
Verkauf der Brotfabrik gesichert
Und in trockenen Tüchern ist auch der Verkauf der Brotfabrik, die für die großen Discounter der Republik produziert, nicht. „Die Unterzeichnung des Kaufvertrags wird wahrscheinlich erst Freitag in allerletzter Minute erfolgen“, so Rechtsanwalt Daniel Zumhasch, der das Verfahren mit Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering erfolgreich zum Abschluss bringen möchte.
An die 100 Gläubiger kamen zum Amtsgericht Essen. Allein rund 70 Mitarbeiter aus Rotthausen waren vor Ort – wohl auch, um geballt ihren Unmut zu demonstrieren. Für Protestaktionen im Vorfeld, sagen Betroffene, hätten sie sich Unterstützung ihrer Gewerkschaft NGG erhofft. „Doch von der Seite ist nix gekommen.“
Ermittlungen wegen möglicher Insolvenzverschleppung
Der Wert des Unternehmens wurde gutachterlich mit 12 Mio. Euro beziffert. Vorausgesetzt, die Produktion liefe im Dreischicht-Betrieb weiter. Doch in der Praxis wird nun in weiten Strecken auf Ein- und Zweischicht-Produktion umgestellt. Und: Der selbe Gutachter hat ermittelt, dass die „tote“ Firma weniger als eine Million Euro Wert sei. Die Summe, die der Investor aus Düsseldorf aufbringen muss, wird wohl zwischen den Extremen liegen – finanziert über zehn Jahre als Mietkauf für den Firmengrund.
Kräfte der Arbeitsagentur sind heute im Betrieb. „Dann können wir uns alle arbeitssuchend melden“, sagen Betroffene. Es klingt wie Hohn in einer Stadt mit 15,5 % Arbeitslosenquote. Bei der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung sollen den 55 Brot-Fahren auch Kontakte zu Verkehrsunternehmen der Region zu neuen Jobs verhelfen. Deren Hoffnung ist gering: „Da tut sich doch gar nichts..“
Zur Gemengelage gehören auch Ermittlungen bei Stauffenberg wegen möglicher Insolvenzverschleppung. Zur entsprechenden Anzeige eines Gläubigers kommt die Selbstanzeige dreier Geschäftsführer und einer Buchhaltungskraft. Der Grund laut Staatsanwaltschaft Essen: Betrugsverdacht „in Zusammenhang mit der Abtretung von Forderungen“, dem so genannten Factoring.