Gelsenkirchen. Malzer’s Backstube setzt in Erle auf ein Blockheizkraftwerk und Solarstrom, um 75 % des eigenen Strombedarfs zu decken. Investition: rund 2 Mio Euro. NRW-Minister Johannes Remmel besuchte den Betrieb im Rahmen seiner Tour zu 60 Orten der Energiezukunft.

Man sieht sich in diesen Tagen häufiger. Letzte Woche würdigte Johannes Remmel Malzer’s Backstube als eines von 86 Unternehmen landesweit mit dem „Landesehrenpreis für Lebensmittel NRW“ für besondere Qualität und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Dabei war Remmel eher als Landwirtschaftsminister gefragt. In seiner Funktion als NRW-Umweltminister traf er Mittwoch erneut auf Malzer’s-Chef Hans-Joachim Scherpel. Diesmal in der Großbäckerei an der Ulrichstraße.

Als Station 17 von 60 besuchte Remmel mit einer Delegation der EnergieAgentur NRW die Handwerks-(Groß-)Bäckerei im Rahmen seiner Zukunfts-Energie-Tour NRW. Die laut Scherpel „größte Einzelinvestition des Unternehmens“ und wohl auch „bundesweit in einer Handwerksbäckerei“ führte den Minister nach Erle. Mit 2 Mio Euro rüstete sich Malzer’s Backstube für die Zukunft und läutete dabei die betriebliche Energiewende ein. Der Großbäcker deckt jetzt drei Viertel seines Strombedarfs durch ein mit Gas befeuertes Blockheizkraftwerk (BHKW) und eine 7000 m² große Photovoltaikanlage mit 1340 Einzelmodulen auf dem Flachdach der Produktionsstätte.

Station 17 von 60 war der Betrieb von Inhaber Hans-Joachim Scherpel (l.) für Umweltminister Remmel auf seiner Energietour durchs Land.
Station 17 von 60 war der Betrieb von Inhaber Hans-Joachim Scherpel (l.) für Umweltminister Remmel auf seiner Energietour durchs Land. © WAZ FotoPool

„In Berlin“ kommt Remmel derzeit „bei der Diskussion über Strom und Strompreise“ der Faktor Wärme viel zu kurz. „Der wird ausgeklammert. Dabei brauchen wir rund 40 % der Energie für Wärme“. Wichtig sei daher, entsprechende Klima-Einsparpotenziale zu heben. „Hier, das ist ein Schauplatz für die Energiewende. Hier zeigt sich, dass es funktioniert“, betonte Remmel – und hatte dabei quasi den röhrenden 12-Zylinder-Motor mit 1200 PS im neu angebauten BHKW und die Strommodule im Blick. Seit Februar laufen die Anlagen und produzieren allein im Heizkraftwerk Strom (880 Kilowatt), Wärme (870 Kilowatt), Dampf, Warmwasser und – über eine Absorptionskälteanlage – Kälte fürs Kühlhaus.

Auch interessant

In sechs Jahren, rechnet man beim „Klimabäcker“, wird sich die Investition finanziell rechnen. Für die Umwelt zahlt sie sich bereits aus: mit rund 24 % weniger CO2-Ausstoß im Betrieb. Macht pro Jahr rund 2000 Tonnen.

Für Oberbürgermeister Frank Baranowski bietet die „Energiewende die Chance, Energieversorgung kleinteiliger und letztlich auch demokratischer zu organisieren. Malzer’s ist da ein gutes Vorbild und hilft uns bei dem im Klimaschutzkonzept festgeschriebenen ehrgeizigen Ziel, den stadtweiten Co2-Ausstoß bis 2020 um ein Viertel zu senken. Ich hoffe, dass dieses Beispiel Schule macht.“