Gelsenkirchen. Aber ohne Ton, zu dunkel und nur drei Minuten lang. Ein Gelsenkirchener hatte am 28. Juni 1965 bei einer Konzertveranstaltung mit den Black Stars, den Lords und Casey Jones im Hans-Sachs-Haus gefilmt. Sichtung mit den Beat-Spezialisten Hans von der Forst und Bernhard Wedding.
Es hätte eine kleine Sensation werden können: Ein Gelsenkirchener ist neulich mit einer 8-Millimeter-Filmrolle in die WAZ-Redaktion an der Ahstraße gekommen. Am 28. Juni 1965 hatte der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, eine Beat-Veranstaltung im Hans-Sachs-Haus auf Zelluloid gebannt. Bislang war nicht bekannt, dass auf diesen Konzerten gefilmt worden war.
Die Spannung war also groß, vor allem bei Hans von der Forst, der in dieser Ära mehrere Auftritte mit den German Blue Flames im Hans-Sachs-Haus hatte. Am Ende waren es dann aber nur drei Minuten sehr dunkler Film, zudem ohne Ton. Ein bisschen Euphorie kam beim Betrachten aber doch auf.
Am Anfang war die Gitarre
Nur notdürftig können Hans von der Forst und Bernhard Wedding – beide sind beim Rockorchester Ruhrgebeat, beide haben früher in Beat-Bands gespielt und beide organisieren die Veranstaltung „Die wilden Sechziger“ im neuen Hans-Sachs-Haus – den scheinbar fehlerhaften Projektor zum Laufen bringen. „Doch, da ist was, ich sehe eine Gitarre“, ruft Wedding, als das Vorführgerät ein kleines, violettstichiges Bild an die Wand wirft – kopfüber und ohne Ton.
Auf der kleinen Pappschachtel der Filmrolle sind die Namen der Bands vermerkt, die am 28. Juni 1965 aufgetreten sind: The Black Stars, The Lords, Casey Jones & The Governors. „Hundertprozentig war ich bei der Veranstaltung nicht zugegen, denn da haben die Lords gespielt“, lacht von der Forst und erzählt von der Rivalität der Amateur-Beatbands damals.
Beat-Revival rockt das Hans-Sachs-Haus
Casey Jones-Bassist ist heute noch aktiv
Die 8-Millimeter-Filmvorführung wird abgebrochen, es macht keinen Sinn. Man entschließt sich, die Filmrolle einem alten Freund zum Digitalisieren zuzuschicken. Das Ergebnis wenige Tage später ist ernüchternd, weckt aber Erinnerungen bei von der Forst und Wedding: „Das ist der Leo Lietz von den Lords.“/ „Das ist Ulli Günter, den kann man an den markanten Gesichtszügen erkennen. Mittlerweile ist er leider verstorben.“/ „Das sind wieder die Lords, das sieht man an den Gamaschen.“ Auch den Veranstaltungsort Hans-Sachs-Haus können die alten Beat-Hasen ohne Zweifel ausmachen: „Das erkennt man an den Stufen da unten an der Bühne.“
Auch zu den Musikern von Casey Jones & The Governors, von denen noch am meisten zu sehen ist, können von der Forst und Wedding etwas erzählen. Über Dave Colman etwa, der später beim WDR Karriere machte. Oder über Roger Hook, der als erster Linkshänder überhaupt seine Gitarre falsch herum gespielt und später Udo Lindenberg auf seiner Andrea-Doria-Tour begleitet habe – mit der E-Mandoline. Und vom Casey-Jones-Bassisten Jim Ratford wissen von der Forst und Wedding, dass er heute noch aktiv ist. „Wir können da nichts mit anfangen, aber wir werden eine Kopie an Jim Ratford schicken.“
Die wilden Sechziger kommen wieder – am 11. Januar 2015
Der Kartenvorverkauf für „Die wilden Sechziger“ am Samstag, 11. Januar 2015, ist bereits gestartet.
Die Tickets sind ab 24,40 Euro in der Stadt- und Touristinfo im Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11, sowie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
Infos unter 1 69 39 68
Der Gelsenkirchener, der den Film ablieferte, sah sich leider nicht dazu in der Lage, Hintergrundinformationen beizusteuern.