Gelsenkirchen. . Zur Gelsenkirchener Fachärztin Miriam Hein kommen Menschen, die abnehmen wollen und denen Verzicht schwer fällt. Sie scheitern an Gewohnheiten und Wissenslücken. Die Ernährungsmedizinerin sagt, worauf es beim Abnehmen ankommt: Entscheidend seien die Zahl der Mahlzeiten und der zeitliche Abstand.

„Du bist, was du isst“, bringt es Miriam Hein auf den Punkt. Hein ist Fachärztin für Ernährungsmedizin, zusammen mit Anne Kleimann, einer staatlich anerkannten Diätassistentin.

Sie berät all jene, denen Verzicht schwer fällt. Darunter viele, die schon zig Diäten versucht haben, meist mit vergänglichem Erfolg. Gerade zu Jahresbeginn ist ihre Praxis voll, für Miriam Hein und Anne Kleimann der Beginn eines mitunter langen Kampfes gegen Vorurteile, unliebsame Gewohnheiten und Unwissen.

Ehrlich sein zu sich selbst

Als eine der größten Herausforderung bezeichnen es die Expertinnen, dass Hilfesuchende „lernen, wieder richtig zu essen“. Von extremen Ernährungsformen wie einer Null-Diät raten die Fachfrauen ab. „Die Kunst beim Abnehmen besteht nicht darin, schnell Gewicht zu verlieren, sondern es zu halten“.

Ansatzpunkt von Miriam Hein und Anne Kleimann ist eine Analyse der Essgewohnheiten. Jeder Bissen, jeder Schluck muss dabei von den Patienten in einem Ernährungstagebuch festgehalten werden – wahrheitsgemäß. „Denn die meisten unterschätzen, wie viel Nahrung sie wann zu sich nehmen und wissen selten, was darin enthalten ist“, sagt Hein. Das „to go-Zeitalter“ mit seinen Convenience-Produkten, vorgefertigten Schnellmahlzeiten, lässt grüßen. Insbesondere am Abend, wenn Stress das Essen tagsüber verhindert hat.

Echter Fruchtsaft muss zu 100 Prozent aus der Frucht stammen

Ärztin Miriam Hein erklärt am Beispiel von Fruchtsaft, Nektar und Fruchtsaftgetränk, wie schnell man der Industrie in die Kalorienfalle geht. Denn: Echter Fruchtsaft muss zu 100 Prozent aus der Frucht stammen, Nektar nur zu 25 bis 50 Prozent. Um Nektar einem echten Saft geschmacklich anzugleichen, werden ihm bis zu 20 Prozent Zucker zugesetzt. Noch weniger guten Fruchtsaft enthält ein Fruchtsaftgetränk – 6 bis 30 Prozent. Damit dieses Wasser-Zucker-Gemisch mit etwas Saft nicht nur nach Zuckerwasser schmeckt, wird es mit oft mit Aromastoffen versetzt. „Fruchtsaftgetränke enthalten also viel mehr Zucker als Fruchtsäfte und Nektar und sind somit die ungesündesten von den drei Getränken“, sagt Hein.

Nicht viel anders sieht es bei versteckten Fetten aus, solche Dickmacher seien zu finden in Nüssen, Chips, Kuchen oder in Croissants. Gemeinsam schlüsseln die Frauen die Tagebuch-Einträge auf und geben den Hilfesuchenden einen fundierten Ernährungsplan, Einkaufszettel bis hin zu Rezepten an die Hand, um ihre Ernährung schrittweise umzustellen. Gutes Rüstzeug, dessen Anwendung viel Disziplin verlangt“, wie Hein betont. Darin, sagt die Fachärztin, liege die größte Hürde.

Im richtigen Rhythmus essen

Ein entscheidender Faktor der Ernährung ist Regelmäßigkeit und Zusammensetzung. Die Empfehlung von Ernährungsmedizinerin Miriam Hein und Diätassistentin Anne Kleimann: drei Hauptmahlzeiten mit jeweils fünf Stunden Abstand, zwei kleine Zwischenmahlzeiten (Obst Gemüse, Joghurt), das letzte Essen gegen 19 Uhr. Und: abends auf Kohlenhydrate verzichten (z.B. Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis). Grund: Wenn man über den Tag verteilt gar nicht so viel isst, aber durch viele kleine Mahlzeiten die Ausschüttung des Masthormons Insulin anregt, nimmt man nicht ab. Erst wenn das Insulin längere Zeit abgebaut ist, kommt das Verbrennungshormon Glukagon zum Einsatz.

Essempfehlung: viel Ballaststoffe, Mineralien, Spurenelemente. 60 Prozent der Nahrungsbestandteile sollten Kohlenhydrate sein, 25 bis 30% Fette und 10 bis 15% Eiweiß.