Gelsenkirchen. . Für den schwachen Besucherleib gab es Rosinenbrote mit Käse, für deren Seelen Literatur, Geschichten, Lebensweisheiten und Musik. Es war schon ein spezieller Schmaus, den Rolf Dennemann, Gregor Hengesbach und Thomas Erkelens in Gelsenkirchen in der Kellerbar von Consol anrichteten.

Die Rosinenbomber flogen einst Lebensmittel per Luftbrücke nach West-Berlin. Regisseur und Schauspieler Rolf Dennemann brachte in seiner Funktion als Autor am Freitag Texte und Blues-Musik von Dortmund aus nach Gelsenkirchen. Rosinenbrote mit Käse hatte er für die etwa 70 Besucher in der Kellerbar des Consol Theaters ebenfalls geschmiert. Die kulinarische Spezialität aus dem Sauerland ist das Leitmotiv seiner musikalischen Textperformance, für die er die Gitarristen Thomas Erkelenz und Gregor Hengesbach gewinnen konnte.

Käse auf Rosinenbrot scheint auf den ersten Blick genauso wenig zu passen wie ein Gelsenkirchener nach Dortmund. Dass beides funktionieren kann, davon durften sich die Gäste der musikalischen Lesung überzeugen: Auf dem Tresen der Kellerbar standen frische Käse-Rosinenbrote für lau und der in Gelsenkirchen geborene Wahl-Dortmunder Dennemann lief zur Höchstform auf. „Wir werden ein paar Texte und Musiken durcharbeiten“, begrüßte er seine Gäste gewohnt launig.

Warum kalabrische Schweinenackenwurst 100 Tage reifen muss

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Das Material, aus dem der 61-Jährige am Freitagabend vortrug, waren vor allem Ermittlungen über sich selbst. Dennemann beschäftigt, warum er in den unmöglichsten Situationen Schlagerlieder singen muss oder warum ihn das Sammeln von Belegen so sehr bewegt. Die Zuhörer erfahren, dass kalabrische Schweinenacken-Wurst gut 100 Tage reifen muss und dass Dennemann seine Faszination für das Vergebliche einer Schlacht-Szene auf dem Hof seiner „Omma“ zu verdanken hat. „Das Huhn rannte ohne Kopf über den Hof.“ Und landete doch im Topf. Seine mal kürzeren, mal längeren Textepisoden unterlegt Dennemann mit blues-typischen „Oh Yeahs“ und lang gezogenen „Mmmmhs“. Das ist manchmal gewöhnungsbedürftig, aber passt erstaunlich gut zu seinen melancholisch-tragischen Storys.

Die Musiker, die ihn beim „Rosinenblues“ begleiten, werden Teil seiner Alltagsgeschichte. In einem zuvor gekaperten Taxi trifft er am Straßenrand auf Thomas Erkelenz und Gregor Hengesbach. „Ich hab’ einen Aufritt mit so Texten, kommt ihr mit?“. Die beiden Gitarristen der Gelsenkirchener Rhythm and Blues-Band „White, Hot and Blue“ stiegen ein. Sie begleiten Dennemann’s Texte auch mit Gesang, Mundharmoniker und Wortbeiträgen. Der Autor zeigte den Besuchern seinen Blick auf die Welt und das Ruhrgebiet. Wie es ist, alleine zu essen oder wie es ist, älter zu werden. Auch der Tod ist Thema. Zum Schmunzeln ist Dennemann’s Hommage an die Heimat. Gelsenkirchen wird zu „Gelsenkirky“, eine Stadt wird zum Blues.