Gelsenkirchen. . In der Nicolai-Kirche fand das mittlerweile 92. Emporenkonzert statt. Kirchenmusikdirektor Andreas Fröhling präsentierte ein ausgewogenes Konzertprogramm. Das Kammerensemble Selva Vocale und Sänger und Sängerinnen des ev. Kirchenkreises besangen den Wunsch nach Frieden.
„Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unseren Zeiten“ – die ersten Worte der fünfstimmigen Motette von Heinrich Schütz waren nicht nur Namensgeber und Auftakt des 92. Emporenkonzertes in der Nicolai-Kirche am Sonntag. „Aufgrund der Tatsache, dass diese Zeilen während des 30-jährigen Krieges komponiert wurden, darf die Frage erlaubt sein, gibt es politisch orientierte Kirchenmusik?“, regte der musikalische Leiter des Abends, Kreiskantor Andreas Fröhling, an.
Die perfekt intonierte Ausführung des frühbarocken Werkes durch das Kammerensemble „SelvaVocale“ stimmte die knapp 150 Zuhörer nachdenklich. Susanne Dieker, Julia Hagemann, Susanne Reimann, Jens-Martin Ludwig und Christoph Lahme verliehen dem Flehen nach Frieden einen berührenden Ausdruck. Mit Kyrie, Gloria und Credo aus der Schubert-Messe in G-Dur präsentierte der schöne volle Chorklang der „Kantorei an der Nicolai-Kirche“das unerschütterliche Gottvertrauen des Gläubigen.
Ausgewogenes Konzertprogramm
Die 45 Sängerinnen und Sänger aus dem ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen/Wattenscheid ließen die majestätischen Kompositionen des Romantikers erstrahlen und überzeugten durch ein hervorragendes Zusammenspiel mit dem Kammerorchester. Chorleiter Andreas Fröhling hatte ein ausgewogenes Konzertprogramm zusammengestellt und kehrte mit der Schütz-Motette „Die mit Tränen säen“ zu den A-cappella-Klängen zurück.
In bester Manier der alten Meister reihte sich Fröhling in das Selva-Vocale-Quintett ein, dirigierte aus der Mitte der Sänger heraus und unterstützte den Altus. Eine schöne Idee. Sanctus, Benedictus und Agnus Dei aus Schuberts G-Dur vollendeten den Reigen der Messe.
Souverän meisterte die Kantorei die Fugen des „Osanna in excelsis“ und die dramatischen Crescendi. Die Solo-Partien der Messe wurden von „Selva Vocale“-Mitgliedern übernommen, der erste Sopran vielleicht eine Spur zu wenig lyrisch für die Musik des 19. Jahrhunderts. „Verleih uns Frieden!“, schloss erneut der drängende Aufruf das Konzert, diesmal als Choralkantate von Felix Mendelssohn-Bartoldy. Eine fast 90 Sekunden lange Stille des Publikums vor dem verdienten langen Schlussapplaus ließ erahnen, wie aktuell diese Bitte auch heute noch ist.