Gelsenkirchen. . Leos Janaceks Werk hat am 22. April im Großen Haus des Musiktheaters im Revier Premiere. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen. Intendant Michael Schulz führt diesmal selber Regie und sagt: „Es war bei der Erarbeitung des Stückes sehr hilfreich, dass ich auf dem Land aufgewachsen bin.“

Es ist kein leichtes Sujet, das Leos Janacek sich für seine Oper „Jenufa“ ausgesucht hat: Die Titelheldin wird von ihrem Cousin schwanger, ihre Ziehmutter unterbindet jedoch eine Hochzeit. Der Halbbruder des Kindsvaters ist in Jenufa verliebt und entstellt ihr aus Eifersucht mit einem Messer das hübsche Gesicht. Daraufhin wendet sich der Vater ihres ungeborenen Kindes von ihr ab - und als das Baby geboren wird, verstecken Jenufa und ihre Ziehmutter das Kind, denn als ledige Mutter würde Jenufa von der Gesellschaft verstoßen und in den Selbstmord getrieben.

Um ihrer Tochter die Schmach zu ersparen, und um sie verheiraten zu können, ertränkt die Ziehmutter das Baby im See - ohne Jenufas Wissen. Doch dann taucht die Babyleiche plötzlich auf und Jenufa gerät unter Mordverdacht. . .

Ungeahnte Klangfarben

Gefühlvoll und mitreißend hat Leos Janacek das Drama in drei Akten musikalisch in Szene gesetzt. Michael Schulz, der Intendant des Musiktheaters im Revier, inszeniert die Oper nun am eigenen Haus. Was ihn an dem Werk so fasziniert? „Das Stück ist so spannend wie ein Tatort am Sonntag“, sagt Schulz mit einem verschmitzten Lächeln. „Und es hat zudem die schönsten Musiken, die es gibt. Ich kann mich dem nicht entziehen und habe bei einigen Stellen immer sofort Tränen in den Augen, sogar schon bei den Proben.“

Auch MiR-Chefdirigent Rasmus Baumann schwärmt: „Das Stück ist musikalisch zweigeteilt. Der zweite Akt ist ganz anders als der erste, er entstand auch erst ein paar Jahre später. Besonders in diesem zweiten Akt ist die Schönheit der Musik einfach überwältigend. Es gibt darin eine Stelle, die ist so ungewöhnlich instrumentiert, wie ich es noch nie erlebt habe - also, solche Klangfarben hat es hier am Musiktheater wirklich noch nie gegeben.“

Erstaunlich sei auch, wie die Komposition den Inhalt der Geschichte spiegele: „Es ist weniger die Trauer über den Tod des Kindes, die Jenufa bewegt - viel schlimmer ist für sie die Schande, vom Vater des Kindes sitzen gelassen worden zu sein“, erklärt Michael Schulz.

Rasmus Baumann ergänzt an dieser Stelle: „Deshalb wird die Nachricht des Kindstodes auch nicht von einer Jenufa-Arie begleitet, die Musik hebt etwas anderes in den Vordergrund.“

Die Beschaulichkeit, aber auch die Enge des Landlebens werden in der Oper ebenso thematisiert wie die Frage: „Was ist Schönheit?“

Die großartige Petra Schmidt wird in Gelsenkirchen in die Rolle der Jenufa schlüpfen, Gudrun Pelker spielt ihre Stiefmutter, Lars-Oliver Rühl den Vater des Kindes.

Das Leben auf dem Lande ist zeitlos schön

Zeitlos schön sei die Oper Jenufa, weil sie auf dem Land spiele, sagt die Kostümbildnerin Renée Listerdahl: „Ich habe mir die Bekleidung von Menschen, die auf dem Lande leben, auf alten Fotos angeschaut und festgestellt, dass sich die Mode eigentlich nie großartig verändert hat. Deshalb würden unsere Kostüme genau so gut in die Gegenwart passen wie in frühere Zeiten.“

Wie Bühnenbildnerin Kathrin Susann Brose hat sie sich auf das Wesentliche beschränkt. „Die Ausstattung ist modern und minimalistisch. Es werden keine Handys auf der Bühne gezückt, aber wenn, dann würden diese auch nicht aus dem Rahmen fallen“, erklärt Brose. Neben der Neuen Philharmonie Westfalen und den Solisten werden bei „Jenufa“ übrigens auch der Opern- und der Extrachor des Musiktheaters im Revier unter Leitung von Chordirektor Christian Jeub zu hören sein.

Die Premiere von Jenufa ist am Samstag, 22. März, ab 19.30 Uhr im Großen Haus des Musiktheaters im Revier zu erleben. Weitere Termine: 29. März, 4., 19., und 25. April, 31. Mai und 14. Juni, jeweils um 19.30 Uhr. 13. April und 11. Mai jeweils um 18 Uhr und am 18. Mai um 15.00 Uhr.

Karten und Info unter Tel. 0209-4097200.