Gelsenkirchen. Sozialarbeiterin Teresa Adler unterstützt Familie Aksoy seit über einem Jahr. Über die Klassenlehrerin des neunjährigen Kubilay ist der Kontakt entstanden. Die Familie ist die erste in Gelsenkirchen, der die neue Eltern-Infobox „Max & Mia“ überreicht wurde. OB Frank Baranowski besuchte die Familie.
„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, beschreibt ein afrikanisches Sprichwort die gemeinsame Verantwortung für die Jüngsten in der Gesellschaft. Wie eine gemeinsame Verantwortung in Gelsenkirchen aussehen kann, dafür steht fraglos das Beispiel der vierköpfigen Familie Aksoy. Die Mutter Krankenschwester, der Vater selbstständig, der 15-jährige Timur Realschüler, sein kleiner Bruder (9) Grundschüler.
Drittklässler Kubilay war es im Sinne der gemeinsamen Verantwortung, der seiner Klassenlehrerin vor etwa eineinhalb Jahren auffiel. Das pfiffige Kerlchen zeigte Konzentrationsschwächen. Die Pädagogin sucht das Gespräch mit Frehera Aksoy. Und stellte anschließend den Kontakt zum Sozialdienst Schule, namentlich zu Teresa Adler her.
Sozialarbeiterin gehört heute fast zur Familie
Die gehört heute schon quasi zur Familie, wie die Aksoys berichten. Kubilay ist in der Schule deutlich besser bei der Sache. Und die Eltern haben mit Hilfe der jungen Sozialarbeiterin gelernt, mit der Situation umzugehen und ihrem Jüngsten außerhalb der Schule zu helfen. Vorbei ist die Zeit der quälenden Selbstzweifel und der immer wieder kehrenden Frage: „Was machen wir falsch?“
Auch interessant
Dass zwischen Adler und der Familie so ganz nebenbei ein Vertrauensverhältnis entstanden ist, dafür mag die Tatsache sprechen, dass ein besonderer Termin zustande gekommen ist: Oberbürgermeister Frank Baranowski besuchte die Aksoys vor wenigen Tagen, um der Familie die erste „Max & Mia“ Infobox für Eltern mit Kindern im Grundschulalter zu überreichen. Die Box: Eine CD-Hülle mit zwölf Karten. Praktische, leicht umsetzbare Ideen auf der einen, Antworten auf „wieso, weshalb, warum?“ auf der anderen Seite.
Familienvater gibt zu, dass er anfangs skeptisch gewesen sei
Midhat Aksoy erzählt seinem Gast erfrischend offen, dass er anfangs äußerst skeptisch war. „Wieso sagt mir jetzt eine wildfremde Frau, wie ich Regeln für meinen Sohn aufstellen soll“? habe er sich gefragt. „Wir haben im Elternhaus eine strenge Erziehung genossen. ,Du musst’, hieß es bei uns.“ Und er tat – im Gegensatz zu seinem Sohn. Teresa Adler gewann sein Vertrauen. Und: „Ich sage heute zu den Kindern: Das solltet ihr jetzt machen.“ Aksoy lacht, den Arm um die Schultern seines Ältesten gelegt. „Ich räume auch Kubilays Zimmer heute nicht mehr auf.“
Er und seine Frau sind dankbar. „Wir wurden richtig wach gerüttelt. wir haben früher nur agiert, nicht reagiert.“ Konsequenter seien sie geworden, würden Regeln aufstellen, Grenzen setzen. Sozialdienst Schule? Kubilays Vater braucht nicht lange nachzudenken. „Eine tolle Sache. Den kann ich nur weiter empfehlen.“
Schulsozialdienst wird weiter geführt
Hausaufgaben ohne Stress – aber wie? Taschengeld ja – aber wieviel? Mein Kind hört nicht auf mich – was tun? Diese und weitere Fragen werden auf den Karten der Eltern-Infobox beantwortet. Zehn kommunale und vier Mitarbeiter in freier Trägerschaft stemmen den Schulsozialdienst an Grundschulen. Beim Besuch der Familie Aksoy sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski, man gehe in Gelsenkirchen andere Wege der Arbeit mit Familien. Und betonte: „Wir haben entschieden, dass wir den Schulsozialdienst weiter führen.“
Für die Arbeit der Sozialarbeiter sprechen allein schon die Zahlen: So wurden im Schuljahr 2012/13 für rund 530 Kinder individuelle Hilfen gemeinsam mit den Eltern und der Schule erarbeitet. Die Unterstützung findet in der Schule und in den Familien statt. Monatlich führen die Fachkräfte an die 150 Beratungsgespräche mit Eltern und Kindern. Rund 100 Projekte für etwa 1800 Grundschüler wurden konzipiert. Weitere Info: 169-4428 oder 169-4431.