Gelsenkirchen. . Siebtklässler vom Leibniz-Gymnasium in Buer standen als Kindersoldaten auf der Bühne des Hans-Sachs-Hauses. Als nachträgliche Aktion zum Red Hand Day trugen sie beklemmende Dialoge vor, wie sie in Liberia, im Kongo, in Sierra Leone oder in Uganda jeden Tag vorkommen können.

Betretene Stille macht sich breit im Bürgerforum des Hans-Sachs-Hauses, als Siebtklässler des Leibniz-Gymnasiums in (Kunst-)blutverschmierten Soldatenuniformen auf der Bühne fiktive Dialoge vortragen. Dialoge, die in Eritrea, in Liberia, im Kongo, in Sierra Leone oder in Uganda aber sehr realistisch sein können: „Jawohl, mein General, ich werde alle töten!“ Mit einer Woche Verspätung, dafür aber sehr eindrucksvoll, präsentierten die Schüler am Donnerstag ihre Beiträge zum Red Hand Day (12. Februar), dem Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten.

Das Leibniz-Gymnasium hatte die Veranstaltung auch ins Rollen gebracht, wie Oberbürgermeister Frank Baranowski in seiner Rede erzählte. Im vergangenen Jahr hatten Schüler ihm 288 gesammelte rote Handabdrücke geschickt – die rote Hand ist das Symbol des Aktionstages und wird jährlich an Verantwortliche in der internationalen Politik gesandt. Nun wolle man auch in Gelsenkirchen ein Zeichen setzen, so Baranowski: „Dafür, dass uns nicht kalt lässt, was vermeintlich weit entfernt geschieht.“ In diesem Zusammenhang verwies der OB auch auf die deutschen Kindersoldaten des 2. Weltkriegs.

Rund 250.000 Kindersoldaten weltweit

Ulrich Penquitt, der mit den Leibniz-Schülern die erschütternden Monologe und Dialoge („Wir mussten Leichen aus dem Wasser zerren und vergraben. Den Anblick der zerfetzten Körper werde ich nie vergessen.“) einstudiert hatte, war auch auf die Suche nach Zeitzeugen gegangen. Er fand drei Männer, von denen allerdings zwei wegen Krankheit kurzfristig ihre Teilnahme an der Veranstaltung im HSH absagten.

Übrig blieb Karl Jaklen (84) aus Beckhausen, der im Egerland als 15-Jähriger zum Kindersoldaten wurde: „Ich bin am Ostersonntag vereidigt worden. Zu dem Zeitpunkt sind in Gelsenkirchen schon die Alliierten einmarschiert.“ Er wurde zur Panzerbekämpfung abkommandiert. „Wir Kinder sollten den Russen aufhalten.“ Doch bevor er in Gefechte verwickelt werden konnte, geriet er in Gefangenschaft. Aufgrund seines Alters wurde Karl Jelinek jedoch als Zivilist entlassen, wie er im HSH erzählt. Auch wenn die wenigen Wochen als Soldat für ihn glimpflich ausgingen, sagt er: „Uns hat man die Kindheit genommen.“ Das gilt heute für rund 250.000 Kinder weltweit.