Gelsenkirchen. Alfons Sziglowski singt seit 50 Jahren als 1. Bass im Männerchor der Gemeinde St. Franziskus in Gelsenkirchen-Bismarck und war Jugendgruppenleiter und Chefkoch im Zeltlager.
So ganz sicher war sich Alfons Sziglowski nicht, ob seine Stimme für den gepflegten Gesang geeignet ist. Auch wenn schon der Vater im Chor sang und er seinen vier Kindern die rechten Töne beibrachte. Den Entschluss, in Gemeinschaft die Schönheiten musikalischer Kompositionen kennen zu lernen, hat der 73-Jährige nicht bereut. Seit 50 Jahren singt er im Männerchor der Gemeinde St. Franziskus in Bismarck.
Stimmliche Ausdauer ist gefragt, denn auch der Chor leidet unter Nachwuchs. Jugendliche lassen sich nur schwer für geistliche Musik gewinnen. Doch gehören längst nicht nur kirchliche Werke zum Repertoire. Beliebte Volkslieder und auch Ohrwürmer wie das „Wasser vun Kölle is joot“ von den Bläck Fööss werden angestimmt. Unter acht Chorleitern konnte der gebürtige Bismarcker seine Stimme schulen. „Zum Vereinsleben“, weiß Alfons Sziglowski, „gehört mehr, als regelmäßig zu den Proben zu erscheinen und Stücke einzustudieren.“ Er besorgt das Bier für gemütliche Abende, engagiert Musikkapellen, organisiert das Pfarrfest oder dekoriert den Saal. Gemeindearbeit kennt er schon aus seiner Jugendzeit. Da stand er in der Laienspielschar auf der Bühne, war Jugendgruppenleiter und Chefkoch beim traditionellen Pfingstlager.
Auch Karneval im Chor
In den ersten Jahren im Chor musste er als 2. Kassierer die passiven Mitglieder noch zu Hause aufsuchen und die Beiträge einsammeln. Er ist überzeugter Sänger, liebt die Gemeinschaft bei Musik und das anschließende Klönen. Das „musikalische Gebet“ zum Getränk stimmt er in fröhlicher Runde besonders gerne an. Seine Stimme im 1. Bass, versichert er, habe die Jahre gut überstanden, klinge noch wie einst.
Das gilt auch für Herbert Kuhn, den es als Franke nach Gelsenkirchen verschlagen hat. Schon als Schüler sang er im Chor. „Ein Hausbewohner hat mich für den Chor gewonnen. Ich kannte niemanden, hatte aber Zugang zur Kirche.“ Ein Leben ohne Musik konnte sich der 63-Jährige nicht vorstellen. Neben Kompositionen zur Liturgie gefielen ihm die Sommerkonzerte, Gast-Aufführungen im damaligen Ruhr-Zoo oder auch musikalische Beiträge in Krankenhäusern. „Die Chemie stimmt bei uns“, lobt Herbert Kuhn den Zusammenhalt. Und seit der Zugereiste den Karneval im Chor einführte, wird noch ausgelassener gefeiert.
Chorgemeinschaft gegründet
Mit Rudi Lankiewicz mischt auch ein Hesse mit, wenn sich die Sänger jeden Freitag zur Probe treffen. Seit zehn Jahren ist der 79-Jährige dabei, zeigt, dass die höchsten Lagen im 1. Tenor auch im reiferen Gesangsalter noch zu meistern sind. Mit 13 Jahren kam der gebürtige Wiesbadener nach Gelsenkirchen, sang im Schulchor der Realschule für Jungen, später in gemischten Kirchenchören. Musik begleitete den 79-Jährigen, der schon als Jugendlicher in der elterlichen Wohnung gegenüber der Glückauf-Kampfbahn blau-weiß infiziert wurde, ein Leben lang. Einst spielte er Klarinette in einer Band. Neben dem Chorgesang ist die Liebe zum Oldtime-Jazz bis heute geblieben.
Der Kirchenchor St. Franziskus wurde 1892 gegründet. Zu besten Zeiten konnte er auf 50 Sänger bauen. Doch das Problem, Nachwuchs zu finden, nahm zu. Schließlich gründete der Chor in diesem Jahr eine Chorgemeinschaft mit St. Franziskus in Wanne-Holsterhausen. Abwechselnd proben die etwa 25 Aktiven freitags in Bismarck, montags in der Nachbarstadt. Den Chor leitet seit Februar 2014 Bernd Sägebarth-Backwinkel. Der erste Vorsitzende Joachim Schleking ist mit 60 aktiven Jahren auch das treueste Mitglied.