Gelsenkirchen/Köln. . Nach den schweren Ausschreitungen gewaltbereiter Fußball-Fans in Köln wird auch gegen einen 40-jährigen Schalke-Anhänger ermittelt. Der Mann war bei der Randale Mitte Januar zunächst lebensgefährlich verletzt worden. Insgesamt haben Polizei und Staatsanwaltschaft 57 Tatverdächtige ausgemacht.
Nach den schweren Ausschreitungen zwischen 200 bis 300 gewaltbereiten Fußball-Fans in der Kölner Innenstadt Mitte Januar ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft inzwischen gegen 57 Tatverdächtige. Unter ihnen ist auch der 40-Jährige Schalker Anhänger, der bei der wüsten Prügelei zunächst lebensbedrohliche Verletzungen erlitten hatte, sowie ein weiterer, von einem Zeugen nachträglich identifizierter Krawall-Macher. Unmittelbar nach den Vorfällen vor dem Testspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 hatte die Polizei mit einem Großaufgebot zunächst 55 Beteiligte vorläufig festgenommen. Sie alle befinden sich wieder auf freiem Fuß.
Von den mittlerweile 57 Beschuldigten sollen 17 der gewaltbereiten Gelsenkirchener Szene zuzuordnen sein, jeweils rund 20 sollen gleichgesinnten Lagern entstammen, die mit dem 1. FC Köln beziehungsweise mit Borussia Dortmund sympathisieren. Spekulationen, nach denen auch Anhänger des 1. FC Nürnberg oder gar von Borussia Mönchengladbach beteiligt gewesen sein sollen, weist Ulf Willuhn von der Kölner Staatsanwaltschaft ins Reich der Gerüchte zurück.
Schalker Anhänger war nicht das einzige Opfer
Der 40-Jährige Schalker Anhänger, gegen den nun ebenfalls ermittelt wird, hatte bei der Prügelei „nachhaltige Gesichtsverletzungen“ erlitten, sagt Willuhn. Sein Leben musste nach den Ausschreitungen durch eine Not-Operation gerettet werden. Der Mann hat das Kölner Krankenhaus aber inzwischen verlassen und wird wohl keine bleibenden Schäden davontragen. Wie es zu seinen Verletzungen kam, dazu äußert sich die Staatsanwaltschaft derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Der 40-Jährige habe in seiner Vernehmung auch „keine brauchbaren Angaben“ gemacht. Als die Polizei den Mann bewusstlos und blutüberströmt auf der Straße fand, trug er noch seine Quarzsandhandschuhe. Auf eine friedfertige Gesinnung weise das nicht hin, deutet Willuhn an.
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Der Schalker Anhänger war bei der Prügelei nicht das einzige Opfer. Auch etliche weitere der vorläufig Festgenommen wiesen Platzwunden und andere Verletzungen auf. Auch sie schweigen zum Hergang der Ausschreitungen. Bitter: Offenbar wurde auch ein unbeteiligter Passant in Mitleidenschaft gezogen. Seine Verletzungen haben sich aber offenbar als nur leicht herausgestellt.
Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung
Das Ermittlungsverfahren von Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft läuft mittlerweile wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Mordkommission, die unmittelbar nach dem Vorfall eingerichtet worden war, ist inzwischen aufgelöst. Eine 27-köpfige Gruppe von Ermittlern des Kölner Präsidiums arbeitet nun an der Aufklärung der Hintergründe. Unter anderem werden auch die Handys der Beteiligten ausgewertet, um ihre Tatbeteiligung zu ermitteln. Sichergestellt haben die Beamten nach der Prügelei nicht nur Mobiltelefone, sondern auch Masken und diverse Schlagwerkzeuge.
Als sehr wahrscheinlich gilt bislang, dass sich die gewaltbereiten Anhänger in der Domstadt gezielt zu ihrer brutalen Auseinandersetzung verabredet haben. Das ist bislang eine der wenigen gesicherten Erkenntnisse. Die Ermittlungen werden sich wohl noch bis in den Sommer ziehen, ehe ein Ergebnis vorliegt, schätzt Oberstaatsanwalt Willuhn, „wenn es gut läuft“.