Gelsenkirchen. . Im Sommer wird der fünfte evangelische Kindergarten in Gelsenkirchen seine Pforten schließen. Der Grund: Die Kirche kann den Trägeranteil nicht mehr aufbringen. Wie schon die anderen Einrichtungen 2012, wird die Stadt auch die Regenbogen-Kita übernehmen. Der Neubau dafür ist fast fertig.
„Jedem dritten evangelischen Kindergarten droht das Aus“, hatte die WAZ in der vergangenen Woche in ihrem überregionalen Teil berichtet. Die evangelischen Landeskirchen hatten zuvor erklärt, dass sie nicht mehr länger in der Lage seien, ihren Trägeranteil für die Kindertageseinrichtungen aufzubringen. In Gelsenkirchen ist die Schließung für vier evangelische Kitas schon im Sommer des vorletzten Jahres Realität geworden.
Im August 2012 hatte die Kirche vier ihrer Tagesstätten in der Resser Mark, in Erle, Bismarck und Ückendorf aufgegeben. Sie wurden damals von der Stadt übernommen. Die fünfte ev. Kita steht in diesem Sommer zur Übernahme an. Dann geht auch die Regenbogen-Kita an der Gabelsberger Straße in die Trägerschaft der Stadt über, die gerade dabei ist, dafür einen Neubau an der Franz-Bielefeld-Straße zu errichten. „Wir wirtschaften schon seit mehreren Jahren ganz hart am Bankrott“, erklärt Christiane Wegers, die Geschäftsführerin der evangelischen Kindergartengemeinschaft.
Die Pauschalen decken nicht die tatsächlichen Kosten
Seit Einführung des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) durch das Land ist die Förderung der Kitas pauschaliert. Diese Pauschalen aber decken oft nicht die tatsächlichen Kosten, so dass Träger wie die Kirchen, die eigentlich einen Anteil von 12% tragen müssten, in Wirklichkeit 16% und mehr zahlen. Daran scheint sich auch nichts zu ändern, wenn im Herbst die Revision des KiBiz in Kraft tritt. Vor besondere Probleme stellen Anbauten für unter Dreijährige die Kirche, wie jetzt für die Kita Sterntaler, wo dann obendrein die Suche nach Blindgängern Schäden von mindestens 50 000 Euro verursachen wird. Christiane Wegers: „Das müssen wir an anderer Stelle einsparen.“
„Nicht ganz so akut“ ist die Lage auf katholischer Seite, aber auch hier beklagt man die Unterfinanzierung, wie Wibke Niemeier erklärt, die Sprecherin des Zweckverbandes, unter dessen Dach die Kitas im Bistum Essen vereinigt sind. Auf der anderen Seite sehe man aber auch das Bemühen des Landes, das gerade zusätzliche Mittel locker macht für Kitas in sozialen Brennpunkten und für Hauswirtschaftskräfte.
Katholischer Zweckverband wünscht sich niedrigeren Trägeranteil
Wünschen würde man sich, wenn die Stadt den Trägeranteil für die Kirchen von 12 auf 9% senken würde, wie er jetzt schon für „arme“ Träger wie die Wohlfahrtsverbände gilt, Elterninitiativen zahlen nur 4%. Doch so ein freiwilliger Zuschuss ist Kommunen, die unter Haushaltssicherung stehen, nicht möglich. Da allerdings die Plätze gebraucht werden, muss die Stadt die Kitas der Kirchen übernehmen, wenn die das Handtuch werfen. In Gelsenkirchen sind 32 Kitas in katholischer Trägerschaft und ab Sommer noch 16 in evangelischer.