Gelsenkirchen. Zwei Blindgängerverdachtspunkte im und am ev. Kindergarten Sterntaler in Bismarck wurden jüngst entdeckt. Rund um die beiden verdächtigen Stellen müssen insgesamt 37 Bohrungen durchgeführt werden. Allein die Instandsetzung nach den Sondierungsbohrungen kostet den Träger 50.000 Euro.
Auch wenn es, wie Superintendent Rüdiger Höcker betonte, „richtig bitter für uns ist“, in erster Linie seien Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen betroffen. „Ihnen gilt unsere Sorge.“ Sorge heißt: Der evangelische Kindergarten „Sterntaler“ am Grieseplatz 6 in Bismarck muss wegen zwei Blindgängerverdachtspunkten so schnell wie möglich in eine Notunterkunft umziehen.
Bekannt geworden sind die möglichen Blindgängerpositionen, nachdem der Ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen-Wattenscheid für eine bauliche Veränderung des „Sterntalers“ einen entsprechenden Antrag bei der Stadt gestellt hatte.
Arnsberg empfiehlt Kampfmittelbeseitigung
Das Referat Recht und Ordnung prüfte in diesem Zusammenhang auch die etwaige Kampfmittelbelastung der Fläche. Dabei stellte sich heraus, dass auf dem Gelände und unter dem Gebäude selbst die Blindgängerverdachtspunkte Nr. 2286 und 2287 liegen. Unterlagen über eine mögliche Beseitigung derselben vor dem Kindergartenbau im Jahr 1978 gebe es, so der Kirchenkreis, nicht.
Nach Auswertung des Bildmaterials empfiehlt die Bezirksregierung Arnsberg für Gebäude und Gelände am Grieseplatz 6 Maßnahmen zur Kampfmittelbeseitigung. Die Bezirksregierung gehe davon aus, teilte Kirchenkreissprecherin Katharina Blätgen gestern mit, dass es sich hier um „Flächen mit Kampfmittelverdacht ohne konkrete Gefahr“ handele.
Integrative Einrichtung für 40 Kinder
Der Ev. Kindergarten „Sterntaler“, integrative Einrichtung mit sieben pädagogischen Teil- und Vollzeitkräften, hat zwei Gruppen mit zusammen 40 Kindern. Das Gebäude hat 405 Quadratmeter, das Gesamtgelände ca. 2500 m2.
Montag wurden die Eltern informiert. Bis zu einem Umzug können sie selbst entscheiden, ob sie ihr Kind in den Kindergarten schicken wollen oder nicht. Der Kindergarten bleibt offen, bis räumlicher Ersatz gefunden ist.
Land bezahlt nur die Bohrungen
Sollten tatsächlich zwei Bomben unter dem Garten beim Spielhaus und unter dem Raum der Bären-Gruppe liegen, tun sie das seit gut 68 Jahren. Und hätte der Kirchenkreis keinen Bauantrag gestellt, wüsste bis heute niemand davon. „Aber nun wissen wir es eben, auch wenn es nicht mehr als Verdachtsmomente gibt“, sagte Christiane Wegers, Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft. Gemeinsam mit dem Sterntaler-Team haben Superintendent Höcker und Wegers sich dafür entschieden, das Gebäude so schnell wie möglich zu verlassen. „Es gibt keine Präzedenzfälle dafür“, berichtete Höcker über den Entscheidungsprozess. „Weder die Stadt Gelsenkirchen noch das Landesjugendamt Westfalen-Lippe hat Kenntnis von einer solchen Problemstellung mit Blick auf einen Kindergarten.“
Wie es nun weitergeht, ist noch offen. Am Grieseplatz 6 müssen rund um die beiden Verdachtspunkte je 37 Bohrungen durchgeführt werden. Anschließend müssen alle Löcher wieder fachmännisch verschlossen und verdichtet werden, damit die Statik des Gebäudes nicht gefährdet ist. „Soweit wir wissen, übernimmt das Land NRW nur die Kosten für die Sondierungsbohrungen“, sagte Klaus-Dieter Salinga, Finanzchef des Kirchenkreises. Und weiter: „Alle Kosten für die Instandsetzung müssen wir selbst tragen. Das sind nach ersten Schätzungen des Architekten rund 50.000 Euro, wenn sich keine Bombe findet. Sollte tatsächlich eine unter dem Gebäude liegen, wird es noch teurer.“