Gelsenkirchen. .

100 Tage, in der Politik wird danach eine erste Bilanz gezogen. Manche Regierungskoalition ist länger auf der Suche nach einer gemeinsamen Arbeitsbasis, Mustafa Cetinkaya (52) ist, nicht mal 100 Tage im Amt, längst Teil eines gut funktionierenden Netzwerkes.

Vor dem Gespräch mit dieser Zeitung fragt ein Lehrer um Unterstützung bei der Ausrichtung eines Kinderfestes, während des Gespräches geht das Telefon. Diesmal geht es um ein Projekt mit dem Wissenschaftspark, bei dem Schüler, die einen Praktikumsplatz suchen und Firmen, die einen Praktikumsplatz anbieten, zusammengeführt werden können. Eine (von vielen) Zielsetzungen Cetinkayas ist, „dass alle Jugendlichen in Ausbildung und Beruf kommen.“

Viele Gespräche

Im Amt ist der Gelsenkirchener, der mit seiner Familie 1969 aus der Türkei nach Deutschland einwanderte, offiziell seit Anfang November 2013. Tatsächlich hat er sich ehrenamtlich als Geschäftsführer im Deutsch-Türkischen Freundeskreis Gelsenkirchen e.V. seit vielen Jahren „vorbereitet“. Ob sein Arbeitstag als Integrationsbeauftragter länger geworden ist, kann der gelernte Diplom-Geograf nicht sagen.

„Ich führe viele Gespräche, manche haben einen formalen, andere einen tiefergehenden Charakter.“ Viele wollen ihn in diesen Tagen kennenlernen, wollen wissen, wie das mit „dem Neuen“ ist, der aus einer ganz anderen Kultur kommt. „Macht er das aus kulturellen Gründen oder arbeitet er ganz normal?“, formuliert er lachend die Frage, die sich insgeheim mancher Gesprächspartner stellen mag.

Mehrsprachigkeit ist ein Schlüssel

Er hat in den ersten Monaten „viele Baustellen“ aufgemacht, von denen er sich wünscht, dass er sie „irgendwann wieder schließen kann“. Die Zuwanderung von Menschen aus Rumänien und Bulgarien nimmt einen breiten Raum in seiner Arbeit ein. Er ist zwar nicht der direkte Ansprechpartner, aber er und sein Team entwickeln Konzepte, wie die Stadt den damit verbundenen Problemen begegnen kann. „Wir sind eine Art Versuchslabor, das Konzeptionen entwirft und sie weitergibt, damit sie vor Ort umgesetzt werden.“ Die Bandbreite ist groß und rangiert von Sprachkursen für Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen, bis zu jungen Migranten, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind.

Kopfschmerzen hat ihm die Nachricht, dass jedes vierte Kind zu Hause nicht Deutsch spricht, bereitet. Er hält Mehrsprachigkeit für einen wichtigen Schlüssel zum kulturellen Miteinander. „Wenn alle Kinder ihre Muttersprache, Deutsch und Englisch beherrschten, was für ein Potenzial hätten wir dann in Gelsenkirchen.“