Gelsenkirchen. . Es gibt viel Ärger und viele Ängste, aber auch viele Fehlinformationen. Um den sozialen Frieden zu wahren und um Verständnis zu werben, hat die Stadt jetzt die Anwohner-Info zum Thema Zuwanderung aus Südosteuropa herausgeben. Ab Donnerstag wird sie in einigen Straßen im Süden verteilt.
„Ihre Sorgen nehmen wir ernst“, versichert die Stadt gleich in der Überschrift. Gerade eben wurde die „Anwohner-Info“ fertiggestellt, die die Zuwanderung aus Südosteuropa zum Thema hat. Die achtseitige Broschüre klärt auf, gibt Tipps und Adressen für schnelle Hilfen, wirbt aber auch um Verständnis für die Zuzügler. „Es ist ein Baustein in unserem Handlungskonzept“ erklärt die zuständige Stadträtin Karin Welge. Ein anderer ist, die Zuwanderer mit den hiesigen Gepflogenheiten vertraut zu machen und sie bei der Integration zu unterstützen.
Die Regeln müssen von allen eingehalten werden
Wilde Müllkippen, falsch abgestellte Autos, Lärmbelästigung, das sind einige der Aufreger in den Quartieren. Die Stadt nehme diese Missstände wahr und bemühe sich um schnelle Abhilfe, versichert auch Hans-Joachim Olbering, Leiter des Projektteams Zuwanderung aus Osteuropa. Mit allen Mitteln sorge man dafür, dass die geltenden Regeln eingehalten werden. „Recht und Ordnung gelten für alle. Aber auch Chancen und Hilfen“, heißt es in dem Info-Heft.
Darin werden auch Missverständnisse aufgeklärt. Weil Bulgaren und Rumänen EU-Bürger sind, kann Gelsenkirchen ihren Zuzug nicht steuern oder verhindern, ebenso wenig, dass sie sich bevorzugt im Gelsenkirchener Süden niederlassen – hier gibt es eben den größten Wohnungsleerstand. Gegen skrupellose Hausbesitzer, die sogenannte Schrottimmobilien zu Wucherpreisen vermieten, will die Stadt nun gezielt vorgehen. Gegen Müllberge im Umfeld der von Zuwanderern bewohnten Häuser, ist Gelsendienste im ständigen Einsatz und Sozialarbeiter klären Bewohner auf. In ihrer Broschüre nennt die Stadt Ansprechpartner, Telefonnummern, Internet- und Mail-Adressen, sogar eine Handy-App für hilfesuchende Anwohner.
550 Schüler besuchen die Interkulturellen Förderklassen
„Im Fokus stehen immer die, die auffallen, aber nicht die, die integriert sind“, hält Hans-Joachim Olbering fest und verweist deshalb auf das Beispiel einer bulgarischen Familie, die nach langer Reise in Gelsenkirchen angekommen ist. Die Eltern verdienen ihren Lebensunterhalt und hoffen auf eine gute Schulbildung für ihre Kinder.
Für Kinder aus Bulgarien und Rumänien gilt die Schulpflicht, zum besseren Schulstart besuchen sie Interkulturelle Förderklassen, für die die Bezirksregierung zusätzliche Lehrer schickt. „Im Sommer 2013 hatten wir sechs oder sieben Förderklassen“, erklärt Stadträtin Welge. Inzwischen sind es 27 mit insgesamt 550 Schülern. Rund 3600 Menschen aus Bulgarien oder Rumänien leben derzeit in Gelsenkirchen. Ob Sozialarbeiter, Präventionsräte oder Ehrenamtliche, Karin Welge: „Wir brauchen glaubwürdige Partner vor Ort.“