Gelsenkirchen. Der Tag der Integration mit vielen Vereinen aus aller Herren Länder wurde diesmal im Wissenschaftspark gefeiert. Es wurde ein schönes, buntes Fest. Die Veranstalter blieben diesmal allerdings mehr unter sich. Bei den Vorläuferveranstaltungen in der Fußgängerzone gab es logischerweise einfach mehr Zufalls-Gäste.

Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund beläuft sich in Gelsenkirchen auf etwa 50.000. Grund genug, dass die Stadt dieser wachsenden Gruppe im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2010 einen eigenen Tag gewidmet hat. Nun fand das Treffen, bei dem Kulturen aller Himmelsrichtungen zusammenkommen, erstmals im Wissenschaftspark statt. Bei der vierten Auflage blieben die Migranten aber weitestgehend unter sich.

Zur Premiere des Tages der Integration beim RUHR.2010-Projekt „Local Heroes“ auf dem Bahnhofsvorplatz sei das Verhältnis zwischen Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund noch ausgeglichen gewesen. „Da wir uns jetzt in einen geschlossenen Raum begeben haben, ist es schwieriger, Leute anzusprechen als auf einem Platz“, beschreibt Manfred Fokkink, Mitarbeiter des städtischen Integrationsrates, die Situation.

Tiefe Einblicke in die Kochkunst

Wegen diverser Termine habe das Fest dieses Jahr im Herbst statt finden müssen. „Und da wollten wir unter das sichere Dach des Wissenschaftsparks gehen“, so Fokkink. In den beiden Jahren zuvor hatte das Fest bereits auf dem Consol-Gelände und auf der Domplatte in Buer stattgefunden und so auch viele Neugierige an die Stände und vor die Bühne gelockt.

Dort sorgten auch diesmal die Vereine für ein buntes Treiben: Folkloregruppen zeigten Tänze, unter anderem aus der Türkei, Albanien und Kroatien. An den Imbissständen gewährten die Gruppen tiefe Einblicke in die Kochkunst aus der alten Heimat. Probieren war erwünscht.

Frauen haben "die Hosen an"

Neben Tanz, Musik und dem Auftritt der überregional bekannten Kabarettistin Senay Duzcu, gab es aber auch ernste Worte auf der Bühne. „Jeder sollte eine Chance bekommen, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben, egal ob im Beruf oder in der Schule, teilzuhaben“, forderte der Vorsitzende des Integrationsrates, Osman Duran. Er lobte die interkulturelle Öffnung der Verwaltung, die dem Bild der Bevölkerung entsprechen müsse. Oberbürgermeister Frank Baranowski erinnerte in seinem Grußwort an die lange Einwanderer-Geschichte der Stadt. Zuwanderung sei nicht immer einfach, aber immer spannend.

Das kann Venetia Harontzas bestätigen. Die Mitarbeiterin des Kulturcafés „LaLok“ kümmert sich um Zuwanderer aus Bulgarien. Das öffentliche Bild der Gruppe möchte sie nicht stehen lassen. „Die meisten versuchen Arbeit zu finden, aber die Hürden sind sehr groß.“ 20 Familien, vor allem türkischsprachige Bulgaren, betreut sie. „Häufig trifft man auf das Elend in Person.“ Vor allem über die Frauen finde sie Zugang. Die hätten – wie bei fast allen Migrantengruppen – „die Hosen an“.

Diskussion zur Armutswanderung

Armutswanderung aus Osteuropa ist am 8. November Thema einer Informations- und Diskussionsveranstaltung im „LaLok“, Dresdener Str. 87, Beginn 18 Uhr.

Die Europaabgeordneten Jutta Haug und Birgit Sippel (beide SPD) sowie Gelsenkirchens Sozialdezernentin Karin Welge informieren über die Herausforderung.

Deutschkurse bietet das „LaLok“ für Zuwanderer an. Venetia Harontzas: „Wir sind 15 verschiedene Kulturen, da muss Deutsch gesprochen werden.“