Gelsenkirchen. Weniger als 20 Anträge liegen bisher bei der Stadt Gelsenkirchen vor. Von einer Zuwanderungswelle aus Rumänien und Bulgarien auf Grund der neuen Freizügigkeit kann also keine Rede sein. Das ist die erste Bilanz, die Sozialdezernentin Karin Welge zu Jahresbeginn zieht.

Mit großer Sorge haben viele Kommunen, Politiker und Bürger der neuen Freizügigkeit entgegen gesehen, die seit Jahresbeginn für Rumänen und Bulgaren gilt. Man hat befürchtet, von einer Welle von Zuwanderern überrollt zu werden. Doch davon ist in den ersten Tagen des neuen Jahres in Gelsenkirchen nichts zu spüren. „Wir haben weniger als 20 Anträge vorliegen“, erklärt Stadträtin Karin Welge.

Die große Zuzugsschwemme ist also bisher ausgeblieben. Seit Jahren gebe es einen dynamischen Zuzug in der zweiten Jahreshälfte, der aber im November/Dezember 2013 bereits wieder abgeflacht sei, sagt Karin Welge. Viele Rumänen entfliehen in den Wintermonaten den katastrophalen Bedingungen in ihren Heimatländer und kehren im Frühjahr bei besserem Wetter wieder zurück. Manche von ihnen wollen in Deutschland arbeiten, finden aber auf Grund ihrer fehlenden Qualifikation und Sprachkenntnisse keine Jobs und ziehen weiter.

Nach derzeitigem Stand leben 2323 Rumänen und 1242 Bulgaren in Gelsenkirchen. Sie sind vermehrt in den letzten zwei Jahren gekommen. „Zweitgrößte Gruppe sind die Polen, über die spricht man aber nicht, weil es keine Probleme gibt“, erklärt der städtische Pressesprecher Martin Schulmann.

Viele Zuwanderer sind hoch qualifiziert und haben eine Arbeit

Längst nicht alle Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien sind Armutsflüchtlinge. „Es sind auch viele Hoch qualifizierte darunter“, betont der Pressesprecher. Viele verlassen ihre Heimat auf Grund der schlimmen Lebensbedingungen und der Ausgrenzungen, die sie dort erleben. Doch das sind Probleme, die man in Deutschland nicht lösen kann.

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Eine Delegation des Städtebundes macht sich deshalb vom 22. bis 24. Januar auf den Weg nach Bukarest und Umgebung, um vor Ort einen Blick auf die Lage zu werfen. Der Delegation gehört auch die Gelsenkirchener Stadträtin Karin Welge an. Ebenfalls dabei sind Vertreter aus Köln, Dortmund, Hannover und Dorsten. Geplant sind Treffen mit Nichtregierungsorganisationen, Vertretern von Ministerien und Kommunalverbänden, Wohlfahrtsverbänden.

Rahmenbedingungen und Lebensverhältnissse in der Heimat verbessern

Thema soll sein, wie Rahmenbedingungen und Lebensverhältnisse in diesen Ländern verbessert werden können, damit es nicht mehr zur massenhaften Armutsmigration kommt. Warum wurden Mittel des Europäischen Sozialfonds von diesen Ländern nicht abgerufen? Liegt es an der Unkenntnis über die Möglichkeiten? Und ist vielleicht Hilfe von deutscher Seite dabei nötig, Programme zu schreiben und Konzepte zu entwickeln, um diesen Personengruppen im eigenen Land Angebote zu machen, sie besser integrieren zu können?