Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Rufe waren laut und deutlich. In Gelsenkirchen ist die Sorge wegen der Armutszuwanderung groß. Als Stadt mit einer der höchsten Arbeitslosenzahl sind Integrationsbemühungen nur beschränkt vorhanden. Deswegen hatte zuletzt Oberbürgermeister Frank Baranowski Unterstützung auf allen Ebenen eingefordert. Angefangen von mehr Personal für Ordnungskräfte bis hin zur Unterstützung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sowie flankierende Maßnahmen für den Arbeitsmarkt.
Hilfen sollen vernetzt werden
Eine Hilfe kommt nun. Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke überreichte gestern im Gebäude der Bezirksregierung Münster einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 1 447 680 Euro für ein Pilotprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen zur Integration von Armutszugewanderten in den Arbeitsmarkt an Gelsenkirchens Kämmerer Dr. Georg Lunemann.
Mit den aus dem europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanzierten Landesmitteln sollen die in Gelsenkirchen lebenden EU-Neubürger, die in besonderer Weise von Armut, Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen waren und aufgrund persönlicher Vermittlungshemmnisse keine Arbeit finden, sowohl auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt als auch in die Stadtgesellschaft integriert werden.
Eine Herkulesaufgabe, wie immer wieder von verantwortlicher Stelle zuletzt zu hören war. Durch örtliche Koordinierung und Vernetzung professioneller Sozialarbeiter, ehrenamtlicher Helfer sowie Arbeitsagenturen, Arbeiterwohlfahrt, Jobcentern, Krankenkassen, Kammern und städtischen Fachdienststellen sollen Projekte realisiert werden, die schon früh ansetzen. Zum Beispiel bei der Sprachförderung.
Des Weiteren soll durch Bildungs- und Qualifizierungsprojekte das berufliche Potenzial von Jugendlichen und Erwachsenen erhöht werden, um sie auf diesem Wege in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt einzugliedern. Spezielle Auffangklassen an allgemeinbildenden Schulen, die eingebunden sind in die Landesstrategien „Kein Abschluss ohne Anschluss“, „Übergang Schule-Beruf“ und „Kein Kind zurück lassen“ sowie Familientreffs in den einzelnen Stadtteilen und Bildungsprojekte wie „talentCampus“ runden die Angebotspalette ab.
Angesichts der jetzt zur Verfügung gestellten Gelder und der damit verknüpften Erwartungen erscheint die Summe kaum ausreichend. Allerdings lässt sich heute auch noch nicht sagen, wie und wohin sich die Einwanderungsströme bewegen, wenn ab Januar 2014 die Grenzen für die neuen EU-Mitgliederstaaten Rumänien und Bulgarien geöffnet werden.