Gelsenkirchen. Dokumentiert wird die Geschichte von 14 Zechen in dem Buch „Stadt auf Kohle“, das jetzt vom Institut für Stadtgeschichte präsentiert worden ist. Herausgeber ist Dr. Daniel Schmidt, der die Themen gemeinsam mit dem Dozenten der Uni Münster zusammenstellte. Erschienen ist das Werk beim Klartext Verlag.
Ohne Kohle gebe es die Stadt nicht. Gelsenkirchen erlebte die Blütezeit, als in den 50er Jahren fast 20 Zechen Kohle förderten, die Schlote qualmten, das industrielle Zeitalter auch den Menschen in unserer Stadt Arbeit und Wohlstand bescherte. Dokumentiert wird die Geschichte von 14 Zechen in dem Buch „Stadt auf Kohle“, das jetzt vom Institut für Stadtgeschichte präsentiert worden ist. Herausgeber ist Dr. Daniel Schmidt, der die Themen gemeinsam mit dem Dozenten der Uni Münster zusammenstellte. Studenten der Uni vermitteln in eindrucksvollen Berichten Eindrücke vom damaligen Leben der Bergleute, von der Rolle der Ehefrauen, der wirtschaftlichen Entwicklung in der Stadt. Das Lesebuch zur Geschichte der Zechen in Gelsenkirchen ist erschienen im Klartext Verlag, ISBN 078-3-8375-0914-4,. 304 S., 19,95 €
Bevor der erste Schacht Mitte des 19. Jahrhunderts abgeteuft wurde, grasten Wildpferde auf den Wiesen des Dorfes Gelsenkirchen. Die Zechen garantierten der Bevölkerung über einen Zeitraum von 100 Jahren Wachstum. „Heute“, resumiert Dr. Daniel Schmidt vom Institut für Stadtgeschichte, „bleiben sie zentrale Landmarken, sind wichtige industriekulturelle Erinnerungsorte.“
Akribisch in Archiven gewühlt
Die Geschichts-Studenten der Uni Münster, einige stammen aus Gelsenkirchen, haben akribisch in Archiven gewühlt, Geschichten aufgespürt und mit Zeitzeugen gesprochen. Peter Schmidt (27) war beeindruckt vom sozialen Leben unter Tage. Bei allen kulturellen Differenzen spielten Religion und Herkunft keine Rolle. „Kumpel war Kumpel.“ Oft machten Arbeitgeber den Kumpeln das Leben schwer. Beim Bergarbeiterstreik 1889 stellten die Zechenbarone schwarze Listen über die Rädelsführer auf, die dadurch keinen Job mehr fanden. Polizisten patroullierten während des Streiks 1905 ums Zechengelände, ihre Gewehre zu Füßen.
Lisa-Marie Pohl ist eine der 14 Autorinnen. Sie ist in der Siedlung Bergmannsglück aufgewachsen. Der Urgroßvater war im Pütt, die Eltern hatten einen Tante-Emma-Laden. Sie ist begeistert von dem Projekt, das ihr durch eigene Forschung jetzt mehr Detailwissen über die Geschichte in ihrer Heimatstadt vermittelt hat. Und nebenbei noch als Buchautorin zu erscheinen, das mache stolz.
Gedenkstätte erinnert an Grubenpferd
Als hartnäckiger Korrektor entpuppte sich Dozent Dr. Alexander Kraus, der von dem Ehrgeiz und der akribischen Recherche seiner Studenten angetan war. Wer weiß schon, dass bei der Gründung von Schalke 04 im Jahr 1904 etwa 100 Grubenpferde auf Zeche Hugo Schwerstarbeit leisten mussten. Bis zu 1000 Vierbeiner blieben nach der Schicht in Ställen, die ihnen in 1000 Meter Tiefe eingerichtet wurden. Pferde unter Tage waren seit 1840 im Einsatz. Mit der 1 PS-Antriebskraft konnte der tierische Kumpel bis zu zehn Kohleschlepper ersetzen. Erst 1949 durften die treuen Weggefährten wieder Luft Über Tage schnuppern, nachdem Alex seine letzte Schicht auf Zeche Hugo gefahren hatte. Eine Gedenkstätte erinnert an das Grubenpferd.
Die Zeche Consolidation galt als Pütt der Schalker. Bevor Ernst Kuzorra beim Training vor den Ball trat, war er Unter Tage als Schlepper im Einsatz. Stan Libuda wurde zum Schlosser ausgebildet, ehe seine glänzende Fußtechnik ihn zur Legende werden ließen.