Gelsenkirchen. . Die Apothekerkammer hat im Jahr 2012 ihr Notdienstsystem umgestellt. Wer außerhalb der regulären Öffnungszeiten ein Medikament benötigt, muss seitdem unter Umständen weite Fahrten in Kauf nehmen. Eine Gelsenkirchenerin musste nun nach Herne an der Stadtgrenze zu Bochum.

Die Schalkerin Barbara Zapatka hat sich am Montagabend sehr aufgeregt. Da brauchte ihre Enkelin dringend ein Medikament aus der Apotheke – aber Notdienst hatte eine Apotheke in Herne. „Warum?“, fragte sich unsere Leserin, und die WAZ hat bei der Apothekerkammer nachgefragt.

„Ist Gelsenkirchen etwa ein Dorf? Es gibt so viele Apotheken hier und keine macht Notdienst?“ Die Schalkerin Barbara Zapatka kann sich auch einen Tag später noch aufregen über das, was ihrer Familie Montagabend widerfahren ist:

Die Familie brauchte für die Enkeltochter dringend ein Medikament und suchte im Internet nach der Notdienst-Apotheke: „Die war in Herne, an der Stadtgrenze zu Bochum“, empört sich die Gelsenkirchenerin, die gemeinsam mit ihrem Sohn dort hin fuhr. „Was sollen denn die Leute machen, die kein Navi haben, oder wohlmöglich gar kein Auto?“

Die WAZ fragte nach:

Anfang 2012 hat die Apothekerkammer ihr Notdienstsystem umgestellt und aus 95 einzelnen Notdienstkreisen ein flächendeckendes Netz für ganz Westfalen-Lippe gestrickt. Das nimmt den Ortsmittelpunkt und nennt im Umkreis von maximal zehn Kilometern mehrere Notdienst-Apotheken – unter Umständen auch in der Nachbarstadt. So wie am Montag für Gelsenkirchen. Barbara Zapatka und ihr Sohn hätten neben Herne (rund 6,8 km) auch Essen (unter 6 km) zur Auswahl gehabt, in Gelsenkirchen (68 Apotheken) aber in der Tat keine, bestätigt Sebastian Sokolowski, Pressereferent der Apothekerkammer.

696 Notdienste im Jahr 2014

„Das ist ein bedauerlicher Einzelfall“, erklärt er und weist daraufhin, dass die Apotheke in der Nachbarstadt – je nach Stadtteil – aber wohlmöglich sogar schneller zu erreichen sei als die in der eigenen Stadt. „Aber das ist ja ein lernendes System. Wir haben nachgebessert“, kann er den Gelsenkirchenern noch eine frohe Botschaft überbringen: „2014 haben wir in Gelsenkirchen insgesamt 696 Notdienste!“ Das bedeutet, dass dann täglich mindestens eine, oft sogar zwei Apotheken Dienst haben.

Damit trage man der langgestreckten Form der Stadt Rechnung. Im übrigen verweist Sokolowski darauf, dass in den Innenstädten Apotheken oft bis um 20 Uhr geöffnet hätten, in Einkaufscentern manchmal sogar bis um Mitternacht.