Gelsenkirchen. . Seit 2007 gehört das Traditionsunternehmen an der Bahnhofstraße Filiz und Jamal Aoulad Ali. Sie hüten die Historie, setzen aber auch auf moderne Technik.

Die Alte Apotheke scheint bei Filiz (37) und Jamal (41) Aoulad Ali aus Düsseldorf in guten Händen. Modernität ist dem Ehepaar, das am 1. September 2007 die Geschicke an der Bahnhofstraße übernahm, ebenso wichtig wie die Historie des Unternehmens. Alte Fotos oder Dokumente wie die Gründungs-Konzession hütet es wie Schätze.

Im letzten Jahr haben die mittlerweile zwölften Inhaber der ersten (Süd-)Gelsenkirchener Apotheke ihr Geschäft für viel Geld umgebaut. Alleine der Kommissionier-Automat hat 150.000 Euro gekostet. Am 4. September wird die Alte Apotheke 175 Jahre alt. Nur die Buersche Alte Apotheke an der Hochstraße im Norden ist noch älter – sie besteht seit 1807.

Apotheker Schramm war Jäger

Jamal Aoulad Ali hat für die Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte im Stadtarchiv recherchiert. „Ich habe ein Faible dafür“, sagt der in Düsseldorf geborene Sohn marokkanischer Einwanderer. So kann er nicht nur darüber berichten, dass der Apotheker Eduard Schramm die Konzession am 25. Mai 1838 erteilt bekam und am 4. September im gleichen Jahr damit begann, Arzneimittel zu verkaufen, sondern auch darüber, dass der Gründer Beruf und Hobby kurios unter einen Hut brachte.

Der Reihe nach: Die ersten Räumlichkeiten befanden sich in der heutigen Hauptstraße 31. Zuvor war dort eine Kohlenhandlung angesiedelt, heute befindet sich dort das polnische Restaurant „Nobo“.

Apotheker Schramm war Jäger und ging seinem Hobby oft im benachbarten Revier des mit ihm befreundeten Bauern Schulte-Bulmke zwischen Grillo- und Franz-Bielefeld-Straße nach. Wenn er auf der Pirsch war, war die Apotheke allerdings nicht besetzt. Schramms Frau kam daher auf die Idee, eine Fahne auf dem Dach zu hissen, wenn Kundschaft ins Geschäft kam. Dann unterbrach Schramm seine Jagd und eilte in die Apotheke.

Platz für 30.000 Packungen

Eine Flagge müssen Filiz und Jamal Aoulad Ali heute natürlich nicht mehr hissen lassen. 20 Angestellte inklusive Aushilfen beschäftigt das Ehepaar. Trotz des Umbaus 2012 und der damit einhergehenden Rationalisierung (Kommissionier-Automat) wurde anschließend noch eine zusätzliche Kraft eingestellt.

„Durch den Automaten sind auf beiden Seiten des Offizins (Verkaufsraum, d. Red.) die einen Meter tiefen Schubladen weggefallen“, erklärt Filiz Aoulad Ali. Nicht zuletzt dadurch habe sich der Verkaufsraum etwa verdoppelt. Statt zuletzt 20.000 Arzneimittel-Packungen fasst die Alte Apotheke nun 30.000 Packungen. Aufgestockt wurde das Sortiment etwa im Bereich exklusiver Kosmetik.

Nach ihrem Studium war Filiz Aoulad Ali in der Alten Apotheke von 2002 bis 2007 Angestellte von Ursula te Breuil. Als es deren Tochter nach Darmstadt verschlug, verwarf sie ihre ursprünglichen Nachfolger-Pläne und bot dem Ehepaar Aoulad Ali ihr Geschäft an. Noch heute arbeitet Ursula te Breuil sporadisch in der Alten Apotheke und berät die „Neuen“.