Gelsenkirchen. Trotz Umbaus läuft der Verkauf in der Hans-Sachs-Apotheke im Iduna-Hochhaus in Gelsenkirchen weiter. Der Vermieter nutzt das Recht, um gewinnbringende Konditionen zu vereinbaren.

Ein Maler kraxelt mit tropfnassem Pinsel auf einer Leiter über der gesperrten Automatiktür der Hans-Sachs-Apotheke herum, ein paar Meter weiter sägt ein Handwerker Laminat zurecht und hinter ihm saugt jemand den Feinstaub auf der Ausgleichsmasse – eine Art Estrich – vom gerade trocken gewordenen Boden ab. Welch’ Kröten frau schlucken muss, um den alt eingesessenen Apothekenbetrieb aus dem Jahr 1969 aufrecht zu erhalten, wird deutlich, wer dieser Tage Sonja Terboven im ehemaligen Iduna-Haus an der Ebertstraße besucht. Da steht die 42-Jährige inmitten von Maschinen, haufenweise Baumaterial sowie Tischen und Körben, auf denen sich zum Teil mannshoch Waren türmen.

„Ein Umzug hätte wahrscheinlich das Aus bedeutet“, sagt die Apothekerin, die 2005 den Betrieb ihres Vaters übernahm. Und sie schildert ein Szenario, das bedrohlich wirkt. Denn: Der Neueigentümer – die Ebert Haus GmbH & Co. KG – nutzte nach der Zahlungsunfähigkeit des Vorbesitzers (Rhein Securities Holding) beim Kauf ganz legal den § 111 des Insolvenzrechts. Und der räumt dem neuen Besitzer ein Sonderkündigungsrecht ein. Zusammen mit dem Hinweis, davon Gebrauch zu machen „sofern nicht neue Verträge mit angemessenen Konditionen“ zu Stande kämen und der Überlegung, wieder ein Apotheke anzusiedeln, falls die Apothekerin ihren Plan umsetzten würde, unweit in ein leeres Ladenlokal an der Hauptstraße zu ziehen, „hatte sie eigentlich keine andere Möglichkeit, als zuzustimmen“. Zudem gewähren seit Jahren niedergelassene Ärzte im Iduna-Haus einen steten Kundenstrom.

Gleiche Miete für weniger Platz

Folge: Für künftig 220m2 Ladenfläche zahlt Terboven nun genauso viel Miete wie vormals für 370m2 – da gab es noch Apotheke, Kosmetikladen und Büro, künftig alles in einem. Und: „Im Grunde übernimmt der Vermieter nur die Kosten für die Entkernung, den Einbau der neuen Schaufensterfront und der Heizung“, erzählt die 42-Jährige. Bedeutet für sie: eine Investition von 200.000€ für Trockenbau, Fußböden, Einrichtung etc..

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Das Dröhnen von Bohrmaschinen und das beständige Surren von Entfeuchtergebläsen unterbrechen das (Kunden-)Gespräch. Normal ist eigentlich anders, Einbußen von bis zu 50 Prozent extrem belastend. Licht am Ende des Tunnels – seit Oktober 2012 ist der aufwändige Umbau im Gange – soll es aber nächste Woche geben. Dann soll der Betrieb ohne Baulärm auskommen und die Apotheke endlich ohne Umwege wieder erreichbar sein. Umgehen hätte Apothekerin Sonja Terboven den Knebelvertrag können, wie man hört, wenn sie bereits während der Insolvenz einen neuen Mietvertrag unterschrieben hätte – so wie die benachbarte Bäckerei. „Aber wer weiß das schon so genau im Detail“, fragt sie schulterzuckend. Blöd gelaufen.