Gelsenkirchen. Viele Geräte und Gegenstände sind nicht mehr für die Ewigkeit gemacht. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die kaputt gegangen sind, die Hersteller winken ab, wenn man nach einer Reparatur fragt und das selber Reparieren scheitert oft schon am ersten Schräubchen, für das das passende Werkzeug fehlt.

Mit so einem Andrang hatten die Initiatoren nicht gerechnet. Schon eine Stunde vor Eröffnung des neuen Reparatur-Cafés im Keller des Alfred-Zingler-Hauses warten hier Leute, die in Kisten und Tüten allerlei defekte Elektrogeräte dabei haben. Die Sorge der beiden Organisatoren von der Initiative „Gegen Armut im Alter“ (GAiA), Franz-Josef Haglauer und Marita Staub, sie könnten nichts zu tun bekommen, war also unbegründet.

„Ein bisschen Geduld müssen sie haben“, erklärte Haglauer einer etwas verspäteten Frau: „Stellen Sie sich mal hinter der Kaffeemaschine an.“ Sechs bis sieben Senioren, die früher Handwerker waren, Hobbytüftler, aber auch Professoren der Westfälischen Hochschule, Fachbereich Elektronik, sitzen rund um den großen Tisch in der Werkstatt. Vor sich haben sie wahlweise Bügeleisen, Kopierer oder einen batteriebetriebenen Nikolaus, der ausgerechnet vor Weihnachten seinen Geist aufgab. Bei dem kommt erst die Hose vom Popo, dann wird das kleine Schräubchen am Rücken gelöst, dann macht sich der Fachmann im Bauch vom Nikolaus zu schaffen – nur ein paar Handgriffe und er tut’s wieder.

Bei 30 Jahre altem Strahler muss der Elektriker lange tüfteln

So weit ist Herbert Dudziak, ehemaliger Elektroinstallateur, noch nicht: „Aber jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt“, versichert er und müht sich seit geraumer Zeit ab, den 30 Jahre alten Deckenstrahler wieder zum Leuchten zu bringen: „Dafür gibt es keine Ersatzteile mehr“, bedauert der Besitzer, der die ganze Lampe wegwerfen muss, sollte Dudziak scheitern.

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„Manchmal ist es nur ein klitzekleiner Schalter, der ausgetauscht werden muss“, erinnert sich Marita Staub an den Probelauf des Reparatur-Cafés. Viele kaputte Kleingeräte wandern heute gleich auf den Müll: „Wir haben keinen der das macht“, hat der junge Mann morgens in einem Fachgeschäft zu hören bekommen, in dem er seine Kochplatte reparieren lassen wollte. Eine neue hätte man ihm gerne verkauft: „Dafür habe ich kein Geld, ich bin am Monatsende arbeitslos geworden.“ Seine Kochplatte ist schon wieder heile: „War nur eine Kleinigkeit“.

Initiative für nachhaltigen Umgang mit Umwelt und Ressourcen

„Die Hersteller verwenden die verrücktesten Schrauben“, erzählt Franz-Josef Haglauer. So verhindert man einfache Reparaturen. Mit Hilfe des Beirats für Senioren hat das Reparatur-Café Werkzeug für alle Schrauben-Typen angeschafft. Mit ihrer Initiative wollen sie dazu beitragen, Müllberge zu verringern und nachhaltig mit Umwelt und Rohstoffen umzugehen. Zugleich helfen sie auch Senioren mit wenig Geld. Und schließlich: Im Café können die Menschen miteinander ins Gespräch kommen.