Gelsenkirchen. .

„Mit diesem Vornamen kann man gar nicht anders, als Mozart zu spielen“, begrüßte Pfarrer Ernst-Martin Barth den Solisten des zweiten „Klassiktreff“-Konzerts der Neuen Philharmonie Westfalen am Sonntag in der bis auf den letzten Platz besetzten Matthäuskirche.

Der gerade 20 Jahre junge Amadeus Wiesensee machte seinem Namensvetter alle Ehre und erwies sich als herausragendes Talent.

Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) Klavierkonzert Nr. 11 A-Dur entstand 1784 in einer höchst produktiven Phase. Man hört, dass der mittlerweile freischaffend in Wien lebende Komponist auf der Höhe seiner Kreativität ist, aber auch unter einem enormen Schaffensdruck steht, viel produzieren zu müssen, um ohne feste Anstellung finanziell zu überleben. So finden sich in der Partitur ganz typische Elemente und Bausteine des genialen Vielschreibers, vor allem in den recht konventionellen Ecksätzen. Dazwischen blüht das lyrische, leicht chromatisch gefärbte Andante geradezu poesievoll auf.

Entwicklungspotenzial für die Zukunft

Amadeus Wiesensee besticht durch einen selbstbewussten Anschlag und eine präzise Artikulation auch in extrem schnellen Passagen. Das A-Dur-Konzert stellt gerade an die linke Hand schwierige Herausforderungen in Sachen Geläufigkeit und Virtuosität – kein Problem für den jungen Pianisten, der u.a. beim 2012 verstorbenen, weltweit renommierten Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling lernte und derzeit in Hannover und München studiert. Was die Tiefe der Interpretation sowie das Finden eines eigenen, unverwechselbaren Tons angeht, besitzt Wiesensee noch Entwicklungspotenzial für die Zukunft. Dass er nicht nur das klassische Repertoire beherrscht, zeigte er mit ArcadiVolodos‘ Paraphrase über Mozarts berühmtes „Rondo alla turca“: Eine gewinnende Bearbeitung zwischen modernem Harmonik-Zugriff und rachmaninowscher Wucht.

Nach der Pause gab die blendend aufgelegte Neue Philharmonie unter Leitung des italienischen Gastdirigenten Michele Carulli Joseph Haydns (1732 – 1809) Sinfonie Nr. 60 C-Dur „Il Distratto“, die vollständig auf Haydns Schauspielmusik zur gleichnamigen, heute vergessenen Komödie von Jean-François Regnard beruht. Carulli betont die humorvolle Seite der Komposition, in der süffige Melodiebögen immer wieder von abrupten rhythmischen, harmonischen oder instrumentatorischen Wechseln unterbrochen werden oder die ersten Geigen auch schonmal mitten im Satz nachstimmen müssen. Klassik mal anders und mit Humor – das Publikum reagierte begeistert.

Nächster Klassiktreff im März 2014

Das dritte „Klassiktreff“-Konzert der Saison steht am Sonntag, 23. März 2014, um 18 Uhr in der Matthäuskirche (Cranger Straße 81) auf dem Programm. Unter Leitung von GMD Heiko Mathias Förster spielt die Neue Philharmonie Westfalen Werke von Mozart, Liszt und Beethoven. Solist am Klavier ist Alessandro Taverna. Karten: www.kek-middelich.de.