Gelsenkirchen. Am zweiten Advent (8. Dezember) feiert der SPD-Ortsverein Rotthausen sein 80-jähriges Bestehen im 150. Jahr der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. In den 1970er und -80er Jahren war der Ortsverein mit 700 Mitgliedern der größte in Gelsenkirchen.

Der eine ist Ortsvereinsvorsitzender, der andere war’s und wird Sonntag zum Ehrenvorsitzenden ernannt: Und wenn Stadtverordneter Ernst Majewski (64) und sein Genosse Heinz Ortkamp (77) – zwei Rotthauser Urgesteine – über ihren SPD-Ortsverein erzählen, dann klingt das schon fast wie die Geschichte aus einer Großfamilie.

Einer Familie, in der man miteinander für eine wichtige Sache kämpft, sich mit Schwächeren solidarisch zeigt – und sich durchaus auch mal richtig „pulvert“, weil man trotz gemeinsamer Parteibuchfarbe längst nicht immer einer Meinung ist. Alles getreu der Devise: „Von selbst kommt nach Rotthausen nichts“, wie es Ernst Majewski formuliert.

Vieles selbst auf den Weg gebracht

Gemeinsam mit Heinz Ortkamp und Max Brandt, dem 28-jährigen „Benjamin“ des Vorstands, erzählt er, was ihm aus der 80-jährigen Geschichte der Rotthauser SPD im Gedächtnis haften geblieben ist. Wobei ... eigentlich ist die Ortsgruppe ja schon 83 Jahre alt, wie Ortkamp sagt. „Es war schwierig, die Papiere nach dem Krieg zu finden, die belegen, dass wir 80 sind.“

In den 1970er und -80er Jahren waren die Genossen mit 700 Mitgliedern die Speerspitze der sozialdemokratischen Ortsvereine in Gelsenkirchen. „Heute sind wir immer noch einer der stärksten OV“, sagen die beiden SPD-Senioren und schwärmen von einem regen Parteileben im Stadtteil und mit Sitz im Seitentrakt des Volkshauses.“Es gibt Ortsvereine, die tagen zweimal im Jahr. Wir treffen uns jede Woche, zehn, zwölf Leute sind immer dabei.“ Die SPD sei in Rotthausen immer zur Stelle bei Themen wie Wohn- und Lebensqualität oder wenn es um Verbesserungen in der Arbeitswelt ging. Ihr junger Genosse betont: „Rotthausen ist ein peripherer Stadtteil, der vieles selbst auf den Weg gebracht hat. Auch ohne Fördermittel.“ Was Majewski ergänzt: „Wenn man nicht aktiv ist, passiert nichts.“

Zwei „Alphatiere“ hätten fast zur Spaltung des Ortsvereins geführt

Die Rotthauser SPD, so Ortkamp, sei sehr stark geprägt von Delog, 1925 als Tochterunternehmer der Bergwerksgesellschaft Dahlbusch gegründet und seit der Fusion mit der Tafelglas 1970 in der Flachglas AG aufgegangen. Eine vorübergehende Prägung der Sozialdemokraten im Südzipfel Gelsenkirchens war weniger schön: Zwei Oberbürgermeister stammten aus ihren Reihen: Josef Löbbert (1969-’75) und Werner Kuhlmann (1975-’89). „Beides Alpha-Tiere“, schmunzelt Ortmann heute. Damals hätten sie den OV fast gespalten. In die Kuhlmänner und die Löbberlinge. 1988 haben sich beide versöhnt. Und für Rotthausen ist der Zwist längst Geschichte.

Auf dem Friedhof in Rotthausen gedenken die Genossen am 8. Dezember um 10 Uhr ihrer beiden ehemaligen Oberbürgermeister. Die 80-Jahr-Feier beginnt um 15 Uhr in der Seniorenwohnanlage Schonnebecker Straße. Eröffnen wird den Reigen hier OB Frank Baranowski. Prof. Dr. Stefan Goch, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, erinnert an die Anfänge der Sozialdemokratie. Weitere Redner sind Heinz Ortkamp und Klaus Brandt.