Gelsenkirchen. Am Nikolaustag ließ die WAZ Gelsenkirchener sich erinnern, wie sie den Nikolaustag als Kinder empfanden bzw. was sie mit dem Tag verbinden. Die meisten blicken mit zwiespältigen Gefühlen zurück: wegen Knecht Ruprecht.
1 Propst Manfred Paas will am heutigen Nikolaustag im Gottesdienst mit den Kitakindern ein Gemeindemitglied vor den Augen der Kinder als Nikolaus einkleiden, mit Bischofsgewand. „Und dann spielen wir das große Nikolausspiel. Dann wissen die Kinder wenigstens Bescheid. In meiner Hafengemeinde in Duisburg hatte sich mal der Pastor als Nikolaus verkleidet. Als er die Kinder beim Reinkommen fragte, ob sie wüssten, wer er ist, riefen alle: Du bist doch der Pastor!“
2 Leserbeirätin Doro Rudde hatte als Kind eher Angst vor dem Nikolaus. Der Heilige Mann begegnete ihr im Handballverein Schwarz-Weiß GE-Süd in Gestalt von Onkel Hermann. Und der schimpfte auch schon mal. Dass er im Bischofskostüm steckte, erfuhr sie erst später. „Mein Sohn ist dem Nikolaus schon deutlich entspannter begegnet. Der hat ihn zwar auch mal ermahnt: aber immer pädagogisch, nett, und verbunden mit Aufmunterung und Süßigkeiten.“
3 Alfons Wissmann, Leiter des Referats Erziehung und Bildung der Stadt, hat zwiespältige Gefühle beim Thema Nikolaus. „Als Kinder sind wir an Nikolaus immer zu unserer Großmutter gefahren. Da waren dann alle Vettern und Onkel und Tanten. Das war toll. Aber auf den Nikolaus selbst freute man sich nur bedingt, weil er Knecht Ruprecht mitbrachte, worauf auch immer wieder hingewiesen wurde. Und irgendwie war man nie ganz sicher, dass es am Ende Süßigkeiten gab. Dass es den Ruprecht kaum noch gibt, ist eine positive Entwicklung. Wegen der Angst der Kinder, aber auch wegen der Symbolik. Der schwarze Ruprecht stand für das Böse, der weiße Bischof für das Gute: Das geht gar nicht.“
4 Michael Schulz, Intendant des Musiktheaters im Revier,
und mit drei Geschwistern in kleinen Verhältnissen aufgewachsen, sind zwei Erlebnisse im Gedächtnis geblieben. Zum einen, dass die Stiefel am Vortag zwar „blank geputzt vor der Zimmertür abgestellt werden mussten“, aber auch, dass in der Stiefelspitze öfter mal „Zeitungspapier die Füllung ersetzte“. Süßes, Nüsse und Obst fanden sich trotzdem im Schuh. Und auch mal ein Matchbox-Auto. Mit Grummeln im Bauch aber denkt Schulz an die Nikolausabende für Angehörige der Bundeswehr zurück – sein Vater war seinerzeit Hauptmann: „Ich bin vor lauter Ehrfurcht auf halbem Wege vor dieser massigen Erscheinung im roten Mantel und mit weißem Bart stehengeblieben und hab geheult.“
5 Georg Lunemann, Kämmerer der Stadt, und mit seiner Schwester im ländlichen Olfen groß geworden, war früher „höchst angespannt, wenn der Nikolaus zu uns nach Hause kam“. Nicht zuletzt deshalb, weil sich ein sehr groß gewachsener Nachbar das Kostüm übergestreift hatte. „Es waren aufregende, beängstigende und auch freudige Momente“, blickt Lunemann zurück. Die lange braune Rute des ganz in Schwarz gekleideten Knechts Ruprechts und das goldene Buch der guten und schlechten Taten des Nikolaus’ haben „großen Eindruck gemacht“. Neben Süßigkeiten lag auch mal Spielzeug auf dem Gabenteller.
6 Claudia Niederschmidt, die Vorsitzende des Trägervereins des Frauenhauses, mag den Nikolausbesuch im Frauenhaus: „Die Kleinen sind meist schwer beeindruckt, wenn bei uns der Nikolaus kommt. Es gibt dann immer große Augen – und kleine Geschenke. Manche Kinder kennen den Nikolaus gar nicht, wenn sie etwa noch nicht in der Kita sind.“