Gelsenkirchen. Der Zugang für Rollstuhlfahrer zur Gelsenkirchener Kulturreinrichtung „die Flora“ erwies sich nicht nur schwer, sondern war oft unmöglich. Der Zugang über die große Treppe hinauf ins Erdgeschoss war unmöglich. Seit vier Jahren wird an einem Treppenlift gearbeitet, nun ist er eröffnet worden. Doch damit sind noch nicht alle Hürden genommen.

Eigentlich dürfte so etwas im Jahr 2013 nicht mehr vorkommen: Ein altes Kultur- und Verwaltungsgebäude der Stadt hat wunderbare Räumlichkeiten und attraktive Angebote für die Öffentlichkeit zu bieten. Allerdings können Rollstuhlfahrer nicht an diesen Veranstaltungen teilnehmen, weil es für sie keine Möglichkeit gibt, alleine die große Treppe im Eingangsbereich hinaufzukommen.

Doch das ist von nun an Vergangenheit. Vier Jahre haben die konkreten Planungen eines Treppenliftes für Rollstuhlfahrer in der Flora gedauert. Ab sofort kann er in Betrieb genommen werden. „Zuerst fehlte das Geld, dann passte die Technik nicht und es hat sich alles verschoben“, sagt Wiltrud Apfeld, Leiterin des Kulturraumes „die flora“. 50.000 Euro wurden in die Hand genommen. „Auch wenn Gelsenkirchen nicht viel Geld hat, lohnt es sich, es dafür auszugeben“, so Manfred Beck, Stadtrat.

Wichtig war, dass die Rollstuhlfahrer das Gerät leicht von selbst bedienen können. Dafür braucht es nur den sogenannten Euroschlüssel, den alle schwerbehinderten Rollstuhlfahrer in der Regel bereits haben.

Räume in den oberen Stockwerken sind noch unerreichbar

Katrin Gräber, selbst Rollstuhlfahrerin und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft barrierefreies Planen und Bauen im öffentlichen Raum, probiert den neuen Lift aus. „Eine gute Sache“, findet sie. Etwa vierzig Prozent der Treppe nimmt der Lift an der Seite ein. Besonders Renate Janßen von den Autonomen Mädchenhäusern freut sich über die Anschaffung: „Wir haben schon viele Veranstaltungen hier geplant, aber konnten sie nicht durchführen, weil wir nie wussten, wie Mädchen mit Rollstühlen hier hoch kommen sollten.“ Am Dienstag, 10. Dezember, wird in der Flora eine Tagung zur Inklusion von Mädchen stattfinden und passend zum Thema können nun auch Rollstuhlfahrer kommen.

Dass mit dem Bau des Liftes in der Flora erst der Anfang gemacht ist, wissen alle Beteiligten. Denn auch wenn die Rollstuhlfahrer nun ins Erdgeschoss kommen, sind die Räumlichkeiten in den oberen Stockwerken für sie noch unerreichbar. Harald Seelert, Vorsitzender der AG barrierefreies Planen, wünscht sich für die Zukunft, dass „Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden nicht die Ausnahme, sondern die Regel wird“.