Gelsenkirchen. Lange schlummerte sie glanzlos, die alte Kutschwerkstatt im Hinterhof an der Bochumer Straße. Jetzt zeigten zwei Designerinnen in diesem ungewöhnlichen Ambiente, was sich aus Latex alles Modisches gestalten lässt.
Stahlträger mitten im Raum, Baustrahler werfen harte Schatten an Wände, von denen die Farbe abblättert. Die Musik ist durchdringend, laut, dann wieder leise. Eine Frau läuft auf einer Linie um die Stahlträger. Ihr Blick ist starr nach vorn, die Blicke des Publikums indes auf ihre Kleidung gerichtet – am Samstag stellte das Modelabel „URB“ im Hinterhof der ehemaligen Kutschenwerkstatt an der Bochumer Straße 130 seine Kollektion für den Sommer 2014 vor.
Die Schwestern Sara und Joe Urbais stecken hinter der Marke. Dies ist ihre dritte Kollektion, das Besondere an ihrer Kleidung: „wir fertigen alles aus Latex“. Zehn Stücke hat die Kollektion, Tops und Kleider für Frauen, Shorts und sogar Corsagen für Männer. In gedeckten Farben, schwingende Röcke und eng anliegende Oberteile. „Als Inspiration für die Kollektion dienten uns Horrorfilme“, sagt Sara.
„Melting Tights“ kreiert
Die ehemalige Kutschenwerkstatt bot nun für die Modenschau das perfekte Ambiente. Standort- und Projektentwickler Dr. Siegbert Panteleit baut hier ein Kreativquartier auf, er hat die aufstrebenden Designerinnen geholt: „Die jungen Leute müssen unterstützt werden“ – denn sie bringen Innovation nach Gelsenkirchen. Viele gingen weg, dabei seien sie wichtig für die Stadt – und die Wirtschaft. „Wir wollen Impulse setzen und Mut machen.“
„URB“ sitzt in Gelsenkirchen, ist aber international orientiert – wohl nicht zuletzt, weil die beiden Schwestern selbst asiatische Wurzeln haben. Nach Asien, zusammen mit Amerika, verkaufen sie auch den Großteil ihrer Kollektionen. Weltweit bekannt geworden sind die Designerinnen mit ihren „Melting Tights“ (zu deutsch: schmelzende Strumpfhosen): Flüssiges Latex wird über Strumpfhosen gegossen. Getragen erwecken sie den Anschein, als fließe Schleim das Bein hinab – ihre Erfindung haben die Modeschöpferinnen sich patentieren lassen. Das hat internationale Aufmerksamkeit erzeugt: rund um die Welt berichteten Blogs und Modemagazine darüber, die Sängerin der amerikanischen Alternative-Band Paramore hüpft in ihrem neuesten Musikvideo in neongelben Melting Tights durchs Bild.
Die Strumpfhosen werden in Handarbeit, wie alle Stücke, hergestellt. Der Trend hat schon viele veranlasst, sich einmal selbst an der auffälligen Mode zu versuchen, doch niemand kann es so gut, wie die beiden Modeschöpferinnen von „URB“. Ihre Farbpalette reicht von Neon- zu Pastelltönen, auch eine Glitzervariante gibt es. Die neue Kollektion ist farbtechnisch ruhiger: viel Schwarz, aber auch Hautfarben und Naturtöne haben die Schwestern verwendet.