Gelsenkirchen. . Wenn im Awo-Seniorenzentrum Horst ein Ausflug ansteht, ist Susanne Brumann dabei. Als Ehrenamtliche begleitet sie die Touren und kümmert sich um die Bewohner.

Es ist gar nicht so leicht, die nur wenige Sekunden dauernde „Reise“ in dem Fahrstuhl zu koordinieren. Die Kabine bietet zwar reichlich Platz, aber zwei Senioren im Rollstuhl, zwei Senioren mit Rollator und einige weitere Senioren, die noch verhältnismäßig gut zu Fuß sind, sind definitiv zu viel für den Lift.

Alle auf einmal geht nicht, die Gruppe muss aufgeteilt werden. Susanne Brumann (48) aus Sutum begleitet die Gruppe aus dem Seniorenzentrum Horst. Ehrenamtlich. Seit 2009 unterstützt sie das Team der Awo-Einrichtung im Westen der Stadt. Bei Ausflügen wie diesem zum Beispiel. „Man sollte seine Freizeit sinnvoll verbringen und nicht nur vor der Glotze sitzen“, sagt sie.

Interesse für Schwarz-Weiß-Fotografien

Die Fahrt auf die Plattform des Nordsternturms lohnt sich. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint, ein nahezu wolkenloser Himmel gibt die Sicht auf weite Teile des Ruhrgebiets und seine Landmarken frei. Es ist warm auf der dachlosen Ebene 18, beinahe schon heiß. Susanne Brumann beugt sich zu einem der Rollstuhlfahrer herunter. „Gleich gehen wir was trinken, ne?“, sagt sie mit ruhiger Stimme. Am Fuß des Turms lockt ein Biergarten mit schattigen Plätzen.

Wegen des Panoramas ist die Seniorentruppe aber gar nicht angereist – zumindest nicht in erster Linie. Die Gruppe interessiert sich viel mehr für die Schwarz-Weiß-Fotografien im Foyer des Erdgeschosses. Der Fotograf Thomas Klingberg hatte anlässlich eines Projekts „Menschen im Kontext ihrer Lebenswirklichkeit“ abgebildet, unter anderem fünf männliche Bewohner des Awo-Seniorenheims in Horst. „Wir sind von Karl Lagerfeld die Truppe“, wird ein zerstreuter, zutiefst sympathischer Greis nicht müde, zu wiederholen.

Zum ersten Mal auf Nordstern

Auf Nordstern ist die Lagerfeld-Truppe zum ersten Mal. „Aber auf Consol waren wir schon mal“, sagt Susanne Brumann, die bei solchen Touren Rollstühle schiebt und sich um die Bedürfnisse der Senioren kümmert. Die 48-Jährige ist aber nicht nur bei Ausflügen zur Stelle. Sie zählt auf: Modenschau, Spargelessen, Nikolausfeier, Leseveranstaltungen, Weihnachtsfeier, Sommerfest. „Das reicht aber auch, ich habe ja noch ein Privatleben“, lacht Susanne Brumann und das hört sich ganz und gar nicht egoistisch an.

Mit der Organisation der Veranstaltungen hat die Sutumerin nichts zu tun: „Mir geht’s in erster Linie um den Kontakt mit den Menschen. Vor allem demenzkranke Menschen liegen mir am Herzen, das gibt mir viel. Wenn sie einen in ihre Welt lassen, kann man ganz tolle Gespräche mit ihnen führen. Und wenn jemand die ganze Zeit traurig ist und dann auf einmal lächelt, ist das ein ganz tolles Gefühl.“