Gelsenkirchen. . Die Stadt hat erstmals eine Willkommensbroschüre für Zuwanderer aus Südosteuropa aufgelegt. In drei Sprachen informiert sie über die wichtigsten Anlaufstellen und Angebote, aber auch über Regeln. Zum Beispiel, dass Müll nicht nur in eine Tonne, sondern auch in die richtige gehört.
Bine aţi venit în Gelsenkirchen heißt es in rumänischer Sprache, Willkommen in GE. Hinter dem schriftlichen Gruß verbergen sich knapp 100 Seiten geballte, vielfach in Bildsprache verpackte Informationen von A wie Anmelden bis W wie Wohnen.
Druckfrisch liegen die im Rahmen des Handlungskonzepts Zuwanderung entstandenen Broschüren – auch in deutsch-türkischer sowie deutsch-bulgarischer Übersetzung – und vier verschiedene Flyer vor, die Menschen aus Südosteuropa den Einstand in ihr neues Leben im noch fremden Gelsenkirchen erleichtern sollen.
Mit der neuen Heimat identifizieren
Viele Referate der Stadt haben unter Federführung von Mustafa Cetinkaya, dem neuen Leiter des Kommunalen Integrationszentrums, sowie Hans-Joachim Olbering, Projektteam-Leiter Zuwanderung EU-Ost, ihren Beitrag eingebracht, um wichtige Anlaufstellen und notwendige Informationen für die in aller Regel noch nicht deutschsprachigen Zuwanderer zusammenzutragen. Die Broschüre – 3000 Exemplare je Sprache umfasst die Erstauflage – versteht sich auch als Regelwerk. „Wer sich in einen neuen und noch fremden Lebensraum begibt, kann darin nur gut leben, wenn die Spielregeln bekannt sind“, sagte Sozialdezernentin Karin Welge bei der Vorstellung des, wie sie sagte „Wegweisers für den gemeinsamen Weg von zwei Sozialräumen“.
Ihm sei wichtig, dass sich die Menschen mit ihrer neuen Heimat identifizieren, betonte Mustafa Cetinkaya, „denn nur dann werden sie sich sozial in die Gesellschaft einbringen“. Man habe versucht, mit den Broschüren Transparenz in die Angebote der Stadt zu bringen.
Erste Stadt mit Broschüre
Gelsenkirchen, so die Macher des Handlungskonzepts, sei die erste Stadt im Ruhrgebiet, die mit Blick auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 2014 eine solche Broschüre aufgelegt hat. Beim schlichten Überreichen des prallen Wegweisers durch das gesellschaftliche Leben der Ruhrgebietsstadt soll es aber nicht bleiben. Multiplikatoren aus den Herkunftsländern, die die Gelsenkirchener Lebenswelt schon lange kennen, aber auch Sprache und Kultur der Zuwanderer, will man ebenfalls einsetzen.
Nicht zuletzt ist das Info-Werk eine Hilfe für Mitarbeiter der Stadt und der freien Träger, um den neuen Nachbarn erste Hinweise auf Hilfen und richtiges Verhalten zu geben. Wozu so einfache Dinge gehören wie, den Müll nicht nur in eine Tonne, sondern auch in die richtige zu werfen. Oder warum ein Namensschild an Tür und Briefkasten wichtig ist.
Kein Anlass für polizeiliche Amtshilfe aus Osteuropa
In Gelsenkirchen sehen die Verantwortlichen des Handlungskonzepts zurzeit keinen Anlass, dem Beispiel anderer Ruhrgebietsstädte wie Dortmund zu folgen und Polizeibeamte aus den Herkunftsländern unterstützend hinzu zu ziehen. Ja, sagt Hans-Joachim Olbering, man habe darüber gesprochen. Allerdings ist die Bitte um Amtshilfe aus Rumänien und Bulgarien bestenfalls Plan B. Gelsenkirchen setzt auf Information und frühes Handeln. Das geht auch aus der Dokumentation über den aktuellen Stand in Sachen Zuwanderung und Hilfen, Kontrollen sowie Einsätze hervor, die dem Ausschuss für Arbeit und Soziales in seiner Sitzung am Freitag vorlag.
Darin kündigt die Stadt auch an, bis Ende Dezember eine Information für die Gelsenkirchener Bürger vorzulegen – bevorzugt für die, die in der Nachbarschaft sozialer Problembereiche wohnen. Darin sollen auch immer wiederkehrende Fragen beantwortet und die zuständigen Anlaufstellen benannt werden.