Gelsenkirchen.
Kinder aus dem Reagenzglas sind längst nichts ungewöhnliches mehr. Nachwuchs aber, der per Post in einer Konservendose geliefert wird, ist zum Glück noch immer Zukunftsmusik. Oder große Literatur. Autorin Christine Nöstlinger brachte im Jahre 1975 den Romanbestseller „Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse“ auf den Markt, der nun am 23. November im Kleinen Haus des Musiktheaters als Kinderoper zur Uraufführung gelangt.
Regisseurin Ulla Theißen schrieb Konzeption und Libretto für die Bühnenversion und freut sich, dass sie dazu überhaupt die Chance bekam: „Darauf können wir stolz sein, es war eine langwierige Angelegenheit, die Rechte zu bekommen.“
Kammerspiel mit Musik
Einen großen Beitrag dazu leistete das Libretto von Theißen, aber auch die Komposition vom Potsdamer Notensetzer Gisbert Näther: „Ich habe der Autorin zuvor Beispiele unterschiedlicher Werke von mir zum Anhören geschickt.“ Schließlich gab es das Okay von Erfolgsschreiberin Nöstlinger. Die wird zur Uraufführung übrigens nicht nach Gelsenkirchen anreisen.
Das Publikum erwartet ein echtes Familienstück für Menschen ab fünf Jahren. Im Vier-Personen-Spiel agieren zudem fünf Musiker mitten auf der Bühne und greifen ins Geschehen ein. Erzählt wird die Geschichte von Konrad, der als postalische Fehlsendung bei der äußerst chaotischen und unordentlichen Frau Bartolotti landet. Konrad dagegen entpuppt sich als das genaue Gegenteil: ordentlich, intelligent, vernünftig. Was eigentlich nicht zusammenpasst, entwickelt sich am Ende als starkes Gespann, zusammen mit Egon, dem Apotheker, und Kitti, dem Schulmädchen.
Helge Salnikau gibt in dem Kammerspiel den Konrad: „Ich habe vor zehn Jahren mehrfach als Statist am Musiktheater gearbeitet und freue mich jetzt über diese Rolle.“ Den Konrad wird er vor allem sehr rhythmisch sprechen. Am Stück selbst findet er den Wandel der unterschiedlichen Figuren spannend.
Auch interessant
Kunterbuntes Bühnenbild
Askan Geisler, musikalischer Leiter der Produktion, empfindet die Musik aus der Feder von Näther inzwischen als sehr eingängig: „Wir Musiker fühlen uns da sehr zu Hause.“ Das Kammerensemble aus Lennart Rübke (Posaune), Stefanie Ott (Klarinette), Pavel Bialiayeu (Schlagzeug) und JiEun Kim (Cello) musiziert nicht nur auf der Bühne, sondern greift ins Geschehen ein.
Ausstatterin Helke Hasse kreierte ein kunterbuntes Bühnenbild, das alle Stationen des Spiels zeitgleich zeigt. Da blickt das Publikum sowohl in die chaotische Wohnung von Frau Bartolotti als auch in das ordentliche Nachbarhaus, in die penible Apotheke und die Schule. Ein Spielort mit vielen Facetten.